Zimmer mit Ausblick
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Ferien wie Robinson Crusoe. Auf winzigen Adria-Insel Palagruza wigbeb die Gäste im Leuchtturm aus dem Jahr 1875.Foto: iStock/mbbbirdy
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Früher lebensrettender Signalturm, heute lebendiges Kulturzentrum: Der rote Leuchtturm Bovbjerg Fyr in der dänischen Gemeinde Lemvig.Foto: Bang Clemme Film & Openhouse
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Ein Leuchtturm wird zum Refugium mit allem Komfort.Lotsenturm Gmbh / A. Hartmann
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Grüne Deiche, weiße Schafe, weites Watt. Mittendrin der Leuchtturm Dagebüll auf Hallig Öland.Lotsenturm Gmbh / A. Hartmann
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1822 erfand der französische Physiker Augustin Jean Fresnel ein Linsensystem, das noch heute in vielen Leuchttürmen zum Einsatz kommt.Foto: www.lighthouse-croatia.com
Heike Wittenbecher ist Architektin, studierte in Weimar, Berlin und an der Columbia University in New York. Die gebürtige Berlinerin entwarf preisgekrönte Gastronomiekonzepte und ist Mutter zweier Kinder. Ihr Mann Tim ist Wirtschaftsingenieur aus Hamburg und verbrachte als Kind alle Ferien an der Nordsee. Besondere Orte mochten Heike und Tim Wittenbecher schon immer. Und einen Turm wollten sie sowieso. Als der Bürgermeister von Usedom – nach Rügen die zweitgrößte Insel Deutschlands – den alten Lotsenturm bei Ebay versteigern wollte, schlugen sie zu, bevor er unter dem Hammer kam. Und machten daraus ein Mini-Hotel, das 2008 eröffnete.
Mit Erfolg: Bislang stand der Turm nicht einen einzigen Tag leer. Und weil zwei Türme besser sind als einer, kauften Heike und Tim 2009 auch noch den alten Leuchtturm von Dagebüll an der Westküste Schleswig-Holsteins. Von hier aus fahren die Fähren zu den nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum und die Bäderschiffe Richtung Helgoland. Die dänische Grenze ist gerade einmal 20 Kilometer entfernt. Zwei Jahre dauerte es, bis die bürokratischen Hürden, Bauvoranfragen und -genehmigungen genommen waren. Denn der 1929 erbaute Backsteinturm steht unter Denkmalschutz.
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Grüne Deiche, weiße Schafe, weites Watt. Mittendrin der Leuchtturm Dagebüll auf Hallig Öland.
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Ein Leuchtturm wird zum Refugium mit allem Komfort.
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Ferien wie Robinson Crusoe. Auf winzigen Adria-Insel Palagruza wigbeb die Gäste im Leuchtturm aus dem Jahr 1875.
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Früher lebensrettender Signalturm, heute lebendiges Kulturzentrum: Der rote Leuchtturm Bovbjerg Fyr in der dänischen Gemeinde Lemvig.
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42 Eichenpfähle, jeweils 9 Meter lang, bilden sein Fundament, markant die viereckige Form und das spitze, schwarze Kuppeldach des Leuchtturms. Bis 1988 wies ein lichtstarkes Richtfeuer den Schiffen den Weg bis in den Hafen von Dagebüll. Seither wird wegen der Veränderung des Fahrwassers diese Funktion von einer Lichtkanone auf der Mole übernommen. Heute genießen maximal zwei Gäste in der schicken, kleinen Turmwohnung Luxus, von dem die Leuchtturmwärter dereinst nur träumen konnten – inklusive Whirlpool aus Kambala-Holz, Espressomaschine und gut gefüllter Minibar. Das alles ist jedoch Nebensache im Vergleich zum atemberaubenden 360-Grad-Blick auf grüne Deiche, weiße Schafe und das weite Watt – und die wie auf einer Perlenschnur aufgefädelten Halligen. Und als wäre all das nicht pittoresk genug, fährt gleich beim Leuchtturm eine kleine Lorenbahn vorbei, die aus einem Märchen zu stammen scheint.
Web: www.leuchtturm-dagebuell.de
Ein roter Leuchtturm als Kulturmagnet
Seit die Bewohner der kleinen dänischen Gemeinde Lemvig an der Westküste Jütlands denken können, ist der Leuchtturm ihr Wahrzeichen. Hier, auf dem höchsten Punkt des Ortes wurde der Turm 1877 nach Plänen des Leuchtturmingenieurs C.F. Grove errichtet und stellt mit seiner soliden Ziegelbauweise ein glänzendes Beispiel für das gediegene Handwerk jener Zeit dar. Man hat ihn rot gekalkt, damit die Seeleute ihn nicht mit den Kirchtürmen in Ferring und Trans verwechselten, die ebenfalls als Seezeichen dienten. Aus gutem Grund, denn Jahr für Jahr verschwanden damals vor der Küste Schiffe – dänische, norwegische, schwedische, englische, deutsche, holländische, französische und bisweilen auch russische. Draußen in der strömungsreichen Nordsee dienten diese Leuchttürme den Seeleuten als Navigationshilfe, zu einer Zeit, als man nur Sextant, Kompass, Uhr, Log und Lot als Hilfsmittel hatte und auf klares Wetter angewiesen war, um eine genaue Positionsbestimmung des Schiffes vornehmen zu können.
Bovbjerg Fyr ist nur 26 Meter hoch, durch seine Lage an der Steilküste thront er jedoch in einer stattlichen Höhe von 62 Metern über dem Meer. Das Linsensystem der bis heute original erhaltenen Fresnel-Linse erzeugt alle 10 Sekunden zwei Lichtblitze. Früher einmal hatte der Leuchtturm eine Besatzung von drei Mann, die abwechselnd Wache hielten. Ein Leuchtturmmeister, ein Leuchtturmassistent und ein Leuchtturmwärter, seit 1978 wird er automatisch betrieben. 2014 willigte das Farvandsvæsenet – das staatliche Amt für Gewässer und Schifffahrt – ein, den Leuchtturm zu verkaufen. Heute wird Bovbjerg Fyr von 130 ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben und hat ein zweites Leben als lebendiges Kulturzentrum. Ein kleines Café mit frischen regionalen Speisen, regelmäßige Kunstausstellungen und Konzerte locken jährlich etwa 40.000 Besucher an.
Web: www.nordseeurlaub.dk
Naturidyll mitten in der Adria
Sprung in den Süden. Rund 68 Seemeilen südlich von Split liegt Palagruza und ist damit die am weitesten vom kroatischen Festland entfernt gelegene Inselgruppe. Vela Palagruza, die Hauptinsel des kleinen Archipels ist gerade einmal 1400 Meter lang und 300 Meter breit. Rauh, unzugänglich, ohne sicheren Ankerplatz und von zahlreichen Klippen umgeben ist Palagruza ein Ort für Menschen, die die Einsamkeit mögen. Eine grobe Steinstiege führt hinauf zum höchsten Punkt des Inselchen auf etwa 90 Metern.
Hier wurde 1875 der Leuchtturm erbaut – einer der größten der Adria. Der untere Teil des Gebäudes wurde aus Stein, wie er hier auf Palagruza vorkommt, gefertigt. Für die oberen Etagen wurde weißer Kalkstein von der Insel Brac verwendet, der übrigens auch beim Bau des Weißen Hauses in Washington D.C. zum Einsatz kam. Eine wahre technische Sensation für Leuchtturm-Afficionados ist die noch heute funktionierende Signallampe aus dem Jahre 1873, einst vom Pariser Henry Epoulite angefertigt und mit ihrer beachtlichen Lichtreichweite auch noch in einer Entfernung von 26 Seemeilen zu sehen.
Neben zwei einfachen Ferienwohnungen für jeweils vier Gäste beherbergt der Leuchtturm eine kleine archäologische Sammlung, denn Palagruza hat eine reiche Geschichte. Funde aus dem 6. Jahrhundert vor Christus belegen, dass schon damals Seeleute auf demselben Seeweg nach Palagruza kamen, der auch heute noch zur Insel führt. Sie fanden hier ein reiches Vorkommen an Flintstein, den sie zu Pfeilen, Messern und anderem Werkzeug verarbeiteten, um damit in Dalmatien regen Handel zu betreiben. Wer die Abgeschiedenheit nicht scheut, findet auf Palagruza ein kleines Paradies – sogar mit zwei privaten Kiesstränden: Über zwei kleine Wanderwege vorbei an Oleander, Wolfsmilchgewächsen, Kapernbüschen und Beifuß erreicht man den Strand Stara Vlaka im Norden und die kleine Bucht von Velo Zalo im Süden der Insel. Ringsherum nichts als die kristallklare Adria. Nach einer Badehose fragt hier niemand.