Meer Reisen

Zimmer mit Ausblick

Seemansromantik auf engstem Raum: Unsere Chefredakteurin Claudia Piller-Kornherr war der Faszination Leuchtturm auf der Spur.
Text; Claudia Piller-Kornherr
  • Ferien wie Robinson Crusoe. Auf winzigen Adria-Insel Palagruza wigbeb die Gäste im Leuchtturm aus dem Jahr 1875.
  • Früher lebensrettender Signalturm, heute lebendiges Kulturzentrum: Der rote Leuchtturm Bovbjerg Fyr in der dänischen Gemeinde Lemvig.
  • Ein Leuchtturm wird zum Refugium mit allem Komfort.
  • Grüne Deiche, weiße Schafe, weites Watt. Mittendrin der Leuchtturm Dagebüll auf Hallig Öland.
  • 1822 erfand der französische Physiker Augustin Jean Fresnel ein Linsensystem, das noch heute in vielen Leuchttürmen zum Einsatz kommt.

Heike Wittenbecher ist Architektin, studierte in Weimar, Berlin und an der Columbia University in New York. Die gebürtige Berlinerin entwarf preisgekrönte Gastronomiekonzepte und ist Mutter zweier Kinder. Ihr Mann Tim ist Wirtschaftsingenieur aus Hamburg und verbrachte als Kind alle Ferien an der Nordsee. Besondere Orte mochten Heike und Tim Wittenbecher schon immer. Und einen Turm wollten sie sowieso. Als der Bürgermeister von Usedom – nach Rügen die zweitgrößte Insel Deutschlands – den alten Lotsenturm bei Ebay versteigern wollte, schlugen sie zu, bevor er unter dem Hammer kam. Und machten daraus ein Mini-Hotel, das 2008 eröffnete.

Mit Erfolg: Bislang stand der Turm nicht einen einzigen Tag leer. Und weil zwei Türme besser sind als einer, kauften Heike und Tim 2009 auch noch den alten Leuchtturm von Dagebüll an der Westküste Schleswig-Holsteins. Von hier aus fahren die Fähren zu den nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum und die Bäderschiffe Richtung Helgoland. Die dänische Grenze ist gerade einmal 20 Kilometer entfernt. Zwei Jahre dauerte es, bis die bürokratischen Hürden, Bauvoranfragen und -genehmigungen genommen waren. Denn der 1929 erbaute Backsteinturm steht unter Denkmalschutz.

  • Grüne Deiche, weiße Schafe, weites Watt. Mittendrin der Leuchtturm Dagebüll auf Hallig Öland.
  • Ein Leuchtturm wird zum Refugium mit allem Komfort.
  • Ferien wie Robinson Crusoe. Auf winzigen Adria-Insel Palagruza wigbeb die Gäste im Leuchtturm aus dem Jahr 1875.
  • Früher lebensrettender Signalturm, heute lebendiges Kulturzentrum: Der rote Leuchtturm Bovbjerg Fyr in der dänischen Gemeinde Lemvig.

Bovbjerg Fyr ist nur 26 Meter hoch, durch seine Lage an der Steilküste thront er jedoch in einer stattlichen Höhe von 62 Metern über dem Meer. Das Linsensystem der bis heute original erhaltenen Fresnel-Linse erzeugt alle 10 Sekunden zwei Lichtblitze. Früher einmal hatte der Leuchtturm eine Besatzung von drei Mann, die abwechselnd Wache hielten. Ein Leuchtturmmeister, ein Leuchtturmassistent und ein Leuchtturmwärter, seit 1978 wird er automatisch betrieben. 2014 willigte das Farvandsvæsenet – das staatliche Amt für Gewässer und Schifffahrt – ein, den Leuchtturm zu verkaufen. Heute wird Bovbjerg Fyr von 130 ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben und hat ein zweites Leben als lebendiges Kulturzentrum. Ein kleines Café mit frischen regionalen Speisen, regelmäßige Kunstausstellungen und Konzerte locken jährlich etwa 40.000 Besucher an.

Web: www.nordseeurlaub.dk

Naturidyll mitten in der Adria

Sprung in den Süden. Rund 68 Seemeilen südlich von Split liegt Palagruza und ist damit die am weitesten vom kroatischen Festland entfernt gelegene Inselgruppe. Vela Palagruza, die Hauptinsel des kleinen Archipels ist gerade einmal 1400 Meter lang und 300 Meter breit. Rauh, unzugänglich, ohne sicheren Ankerplatz und von zahlreichen Klippen umgeben ist Palagruza ein Ort für Menschen, die die Einsamkeit mögen. Eine grobe Steinstiege führt hinauf zum höchsten Punkt des Inselchen auf etwa 90 Metern.

Hier wurde 1875 der Leuchtturm erbaut – einer der größten der Adria. Der untere Teil des Gebäudes wurde aus Stein, wie er hier auf Palagruza vorkommt, gefertigt. Für die oberen Etagen wurde weißer Kalkstein von der Insel Brac verwendet, der übrigens auch beim Bau des Weißen Hauses in  Washington D.C. zum Einsatz kam. Eine wahre technische Sensation für Leuchtturm-Afficionados ist die noch heute funktionierende Signallampe aus dem Jahre 1873, einst vom Pariser Henry Epoulite angefertigt und mit ihrer beachtlichen Lichtreichweite auch noch in einer Entfernung von 26 Seemeilen zu sehen.

Neben zwei einfachen Ferienwohnungen für jeweils vier Gäste beherbergt der Leuchtturm eine kleine archäologische Sammlung, denn Palagruza hat eine reiche Geschichte. Funde aus dem 6. Jahrhundert vor Christus belegen, dass schon damals Seeleute auf demselben Seeweg nach Palagruza kamen, der auch heute noch zur Insel führt. Sie fanden hier ein reiches Vorkommen an Flintstein, den sie zu Pfeilen, Messern und anderem Werkzeug verarbeiteten, um damit in Dalmatien regen Handel zu betreiben. Wer die Abgeschiedenheit nicht scheut, findet auf Palagruza ein kleines Paradies – sogar mit zwei privaten Kiesstränden: Über zwei kleine Wanderwege vorbei an Oleander, Wolfsmilchgewächsen, Kapernbüschen und Beifuß erreicht man den Strand Stara Vlaka im Norden und die kleine Bucht von Velo Zalo im Süden der Insel. Ringsherum nichts als die kristallklare Adria. Nach einer Badehose fragt hier niemand.

Web: www.lighthouse-croatia.com