Wohnen: Mit Stil oder Style?
Möbel müssen funktionieren, keine Frage. Wenn das gute Stück nicht tut, was es soll, wird es keine Freude bringen. Zugleich wissen wir, dass klagloses Funktionieren allein auch nicht ausreicht, um sich zu verlieben. Es muss einiges zusammenkommen, damit aus einem Zimmer ein Lebensraum wird. Einer, der allen Sinnen guttut.
Wo gutes Design dem Auge schmeichelt, geschieht etwas im Betrachter. Formen und Farben wirken nachhaltig auf Stimmungen und Befindlichkeiten – welchen Reizen möchte ich mich in meinem Lebensumfeld aussetzen, vielleicht ein Leben lang? Oberflächen und Texturen wirken über den Tastsinn – und die Qualitäten, die ich mit Händen greifen kann, sagen auch etwas darüber aus, was ich mir wert bin.
„Lifestyle“ ist zum Ausdruck der Vereinnahmung des Lebensgefühls durch Marketing geworden. Wichtig ist das Logo auf dem Produkt geworden, das Bekenntnis zur Community der In-Marken.
Damit keine Zweifel aufkommen, wenn man zeigen will, was man hat. Mit selbstbewusster Individualität hat das wenig zu tun. Das gibt es auch im Einrichtungsbereich, und keineswegs nur im untersten Preissegment mit dem Elch.
Luxusmarken boomen, der Preis selbst wird bisweilen zum Kaufargument. Wenn das dem „So-seh-ich-Mich“ genügt oder auch dem „So-möchte-ich-mich-Zeigen“, gibt es weiters nichts dazu zu sagen. Über die Qualität des Designs sagt der Preis ohnedies nichts aus. Was seelenlose No-name-Produkte von Interieur mit Charakter unterscheidet, sind oft die Geschichten, die man zu ihnen erzählen kann. Die nicht weitergegeben würden, wenn es fade Geschichten wären. Die davon leben, dass sie Aspekte eines Objekts, einer Marke, einer Begehrlichkeit zur Sprache bringen, die jenseits von Design und Material zum immateriellen Wert gehören. Zum Flair, zur Persönlichkeit, die in den Dingen lebt und in den Lebensräumen, die sie aufwerten.
Mehr lesen Sie in der neuen VORFREUDE.