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Wohnen anders – die neue Stadt lebt

Jakob Ehrhardt

Unsere Städte wachsen. Graz soll bis 2050 mitsamt Umlandgemeinden an der halben Million kratzen. Weltweit entstehen faszinierende Projekte für das Leben in der Zukunft, für neue Lebensqualität in urbanem Rahmen. Eine Zukunft, die schon begonnen hat. Zum Beispiel in Graz, im Brauquartier Puntigam.

Columbus hatte Amerika noch nicht entdeckt, da entstand 1478 südlich von Graz eine erste Brauerei, benannt nach der Gründerfamilie Puntigam. Die Inhaber wechselten im Lauf der Jahrhunderte, die Brauerei und ihr Name hielten sich. Und heute beheizt hier die Abwärme des Brauprozesses Wohnraum und Arbeitsplatz für rund 2000 Menschen. „Wir haben für unsere Stadtentwicklungsprojekte das Thema Nachhaltigkeit ganz groß auf die Fahnen geschrieben“, betont Michael Thier von C&P Immobilien, die für das Projekt verantwortlich zeichnen. „So haben wir gemeinsam mit der KELAG Energie und Wärme die Gunst der Nachbarschaft genutzt und aus industrieller Abwärme saubere Nahwärme entwickelt.“ Nachbarschaft ist ein Schlüsselwort für das Brauquartier. Aus der Erkenntnis, dass Wohnqualität nicht an der Haustür beginnt und endet, haben die Entwickler des Projekts nicht nur Häuser auf die grüne Wiese gestellt, sondern einen neuen Ortsteil im jüngsten Stadtteil von Graz geplant.

Mit einer Infrastruktur, als wär’s ein gewachsenes Dorf: Ärzte, Gewerbebetriebe, Lebensmittel, Gaststätten, Kindergarten liegen vor der Haustür. Ein Quartiersbüro steht den Bewohnern als Schnittstelle für Fragen, Anregungen und Initiativen zur Verfügung. Gemeinschaftsräume können für private Feiern ebenso genutzt werden wie – beispielsweise – für einen Tanzkurs oder die Fotoausstellung eines Bewohners. Und wenn Besuch von weither kommt und den Rahmen der eigenen Wohnung sprengen würde: Auch Gästewohnungen können im Brauquartier gebucht werden. Man trifft sich beim Einkaufen am wöchentlichen Bauernmarkt, man wird aktiv beim regelmäßigen Fitnesstreff, man begegnet einander beim Flanieren auf der weitläufigen Dachterrasse „Flying Garden“ – oder zieht sich mit einem Buch in eine der ruhigen Ecken der parkähnlich gestalteten Bereiche zurück.

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