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Wo Darwin zur Evolution fand

Manche Reisen macht man nur einmal im Leben. Auch Charles Darwin besuchte die Galapagos-Inseln nur für einige Wochen im Jahr 1835. 300 Jahre früher hatte schon der Bischof von Panama, Tomas de erlanga, die Inseln erreicht. Zufällig – Wind und Wetter hatten ihn vom geplanten Weg abgebracht. „Die Vögel hier sind so dumm“, schrieb er an den König von Spanien. „Sie wissen nicht einmal, wie man davonfliegt.“
Jakob Ehrhardt

Ein Paradies für Tiere, ein einmaliger Lebensraum. Und ein gigantisches Freiluftlabor, in dem noch heute Wissenschaftler aus aller Welt ihre Studien betreiben. Und wären die Inseln nicht rechtzeitig zum Weltnaturerbe der UNESCO erhoben worden, hätte die internationale Tourismusindustrie die legendären Eilande längst überrollt – eine Bedrohung, über die das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Heute stehen rund 97 Prozent der Landfläche der Inseln und 99 Prozent der umgebenden Gewässer unter strengem Naturschutz. Das Betreten der Inseln und das Befahren der Gewässer sind streng reglementiert und werden von der Nationalparkverwaltung kontrolliert. Für den 23-jährigen Charles Darwin, der mit dem Kanonenboot der britischen Marine, der HMS Beagle, unterwegs war, gab es solche Hindernisse noch nicht. Der junge Mann hatte gerade seine Abschlussprüfungen zum Geistlichen der anglikanischen Kirche absolviert. Er war fasziniert von den Reiseberichten Humboldts und im Übrigen frei von einengenden Blickwinkeln, zugleich aber gesegnet mit breit gestreuten Interessen. Er beobachtete und sammelte, legte etliche Tausend Seiten an Katalogen und Tagebüchern an, füllte sozusagen die Schatztruhe seines offenen Verstandes, aus der der spätere Darwin schöpfen konnte.
„Vice-Governor Mister Lawson erklärte, dass die Schildkröten der Inseln voneinander verschieden seien“, schreibt er in seinen Reisenotizen, und „dass er mit Sicherheit sagen könne, von welcher Insel eine Schildkröte stamme.“

Doch statt die Rückenpanzer der Riesenschildkröten daraufhin näher zu untersuchen, vermerkte Darwin nur, dass sie tatsächlich bei einigen vorn wie ein spanischer Sattel aufwärts gebogen, bei anderen Tieren dagegen runder und dunkler seien. Letztere, so versäumt Darwin nicht anzufügen, sollten angeblich auch besser schmecken. Bei den Riesenschildkröten wurde der Naturforscher zum Gourmet: „Die schönste grüne Seeschildkröte nimmt sich gegen sie aus wie Rindfleisch gegenüber dem feinsten Kalbfleisch. Und wer erst einmal die Galapagos-Riesenschildkröte gekostet hat, dem schmeckt jede andere tierische Nahrung lange nicht mehr so gut.“
Es war damals durchaus üblich, Schildkröten auf langen Seereisen wie lebende Fleischkonserven mitzuführen. Folglich waren die begehrten Tiere bald vom Aussterben bedroht. 1959 waren in Frankreich noch 250 Tonnen Schildkröten verarbeitet worden. Das Washingtoner Artenschutzabkommen 1988 setzte dem ein Ende, Schildkrötensuppe oder -fleisch ist seither nicht mehr legal erhältlich.
Galapagos-Besucher von heute sind mit Schiffen unterwegs, deren Kombüsen ihre Vorräte nicht von der geschützten Fauna und Flora der Inseln beziehen. In der Regel erreicht man den Galapagos-Archipel per Flugzeug aus Ecuador und setzt die Reise dann auf einem Kreuzfahrtschiff oder als organisierte Gruppenreise über Land fort. Einzelreisende müssen vor dem Flug auf die Inseln die „INGALA- Transit-Kontrollkarte“ erwerben.

Mehr lesen Sie in der neuen VORFREUDE.

  • Galapagos- Riesenschildkröte – als wär’s ein Land vor unserer Zeit.
  • Blaufußtölpel auf North Seymour.