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Wenn die Alm zur Bühne wird

Ihre Tribünen sind Hochgebirge, Freibäder oder aufgelassene Klöster. Kulturevents von Lawine Torrèn, Oper Rund Um und
Nesterval brauchen weder klassische Theaterhäuser noch opulente Kulissen, um mit Tanz, Oper und Schauspiel zu begeistern.
Sandra Wobrazek
  • In der Lawine-Torrèn.-Inszenierung „Friedl“ wird auf 2600 Metern inmitten der Ötztaler Alpen gespielt

Wie aus der Zeit gefallen wirkt die junge, zierliche Frau, die in ihrem azurblauen Miederkleid versonnen und barfuß über die karge Wiese tanzt und anschließend in die Arme eines Mannes sinkt, der ebenso altertümlich gekleidet ist. Gebannt beobachtet eine kleine Gruppe Frauen und Männer die Szene, die sich ihnen hier auf 2600 Metern Höhe und fernab jeglicher Zivilisation bietet – einzig das Rauschen des Windes und das Plätschern eines Wildbaches sind zu hören.
Es sind freilich keine Wanderer, die sich auf der Alm versammelt haben, sondern die Zuschauer der Theaterinszenierung „Friedl mit der leeren Tasche“. Sechs Stunden lang folgen sie von Vent bis zum Niederjochferner den drei Schauspielern der alpinen Wandertheater-Produktion von Lawine Torrèn. Die Künstler machen dabei die Natur zu ihrer Bühne und erzählen die Geschichte des Erzherzogs Friedrich von Tirol und seiner Flucht im Jahr 1416 durch das Ötztal. Gesprochen wird eine Mischung aus Hochdeutsch und Ötztaler Dialekt, gespielt wird in einer Landschaft, die mit ihrer rauen Schönheit nachhaltig beeindruckt.

„Das Unerwartete kreieren“ lautet das Motto des Künstlernetzwerks, dem unter anderem Tänzer, Schauspieler, Techniker, Filmer und Musiker angehören. Nicht nur an ungewöhnlichen Plätzen tritt Lawine Torrèn gerne auf, man arbeitet auch mit opulenten Performances, in denen mitunter Stuntleute, Hubschrauber und Bagger zum Einsatz kommen. Das Gletscherschauspiel „Hannibal“ etwa wurde bislang von mehr als 50.000 Menschen gesehen und wird seit 21 Jahren jeden Winter auf dem Söldner Rettenbachgletscher auf 3000 Metern aufgeführt. Mit dabei: 300 Spitzensportler, Piloten, Tänzer und Bergsteiger.
„Das Besondere“, sagt Lawine-Torrèn-Regisseur Hubert Lepka, „ist, dass wir im Freien in großen Freiräumen inszenieren. Wir bauen keine klassischen Bühnenbauten auf, sondern nutzen die Landschaft als Bühne. Unsere Inszenierungen sind stark von Musik und zeitgenössischen Elementen der künstlerischen Darstellung geprägt, denn wir kommen aus dem Tanztheater.“

Mehr lesen Sie in der neuen VORFREUDE.

  • Tanz und spektakuläre Inszenierungen treffen bei dem Künstlerkollektiv Lawine Torrén aufeinander.
  • Bei Nestervals „Struwwelpeter“ wurde ein Kino von einer Horde Punks okkupiert.