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Verborgene Reize – Plovdiv und Matera

Erste Europäische Kulturhauptstadt war 1985 Athen. Graz hatte sich früh beworben und kam 2003 an die Reihe, Linz war 2009 die vorläufig letzte Europäische Kulturhauptstadt aus Österreich und zugleich die erste, die sich den Titel mit einer weiteren Stadt teilte.
Claudia Piller-Kornherr, Jakob Ehrhardt

 

 

 

 

Seither werden jährlich eine Stadt aus dem Gebiet der seit 2004 neu hinzugekommenen Mitgliedsländer und eine aus dem „EU-Altbestand“ in den Rang der Kulturhauptstadt erhoben.

Österreich wird 2024 bzw. 2033 wieder an die Reihe kommen. Für heuer fiel die Wahl auf Plovdiv in Bulgarien und Matera in Süditalien.

  • Plovdiv, Stadt auf sechs Hügeln – der siebente wurde im 20. Jahrhundert geschleift.
  • Atemberaubend: Das Panorama von Matera mit ihren jahrtausendealten Felsenkirchen und den Sassi.
  • Schön wie gemalt: die Basilicata von Matera im milden Morgenlicht.

Plovdiv – Hand aufs Herz: Hätten Sie gewusst, wer, was oder wo genau Plovdiv ist? Ab diesem Jahr sollte sich das ändern. Europäische Städte und Regionen stärker im Bewusstsein der EU-Bevölkerung zu verankern, auch darum werden Kulturhauptstädte nominiert.

Plovdiv also, zweitgrößte Stadt Bulgariens, im Tal des Flusses Maritza, in Thrakien. Als der „Ötzi“ über die Alpen zog, waren die ersten Siedlungsreste in Plovdiv (6000 v. Chr.) bereits historisch. Philipp von Makedonien, der Vater von Alexander dem Großen, gab der Ansiedlung unter dem Namen Philippopolis überregionale Bedeutung.

Über Jahrtausende waren Händler durch das Tal zwischen Ost und West gezogen. Thraker, Griechen, Türken, Römer hatten den strategisch interessanten Ort okkupiert und auf den sieben Hügeln des Stadtgebietes die heutige multikulturelle Mischung begründet, die Plovdiv prägt.

 

Wen mag es verwundern, dass sich die Stadt um die vorletzte Jahrhundertwende zugleich zum Zentrum der nationalen Erweckung Bulgariens mauserte?

Raucher kennen Plovdiv vielleicht als europäische Tabakmetropole der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Tabaklager im Herzen der Stadt stehen heute im Mittelpunkt der Bemühungen, rund um den „Prozess Kulturhauptstadt“, das architektonisch bemerkenswerte Areal vor dem Abriss einerseits und schonungsloser Gentrifizierung andererseits zu bewahren. Das „Project Tobacco City“ präsentiert sich 2019 mit einer Fülle von Ausstellungen, Filmen, Diskussionsveranstaltungen und dergleichen mehr, um zumindest Teile des Komplexes vor dem Verschwinden in die Gesichtslosigkeit zu bewahren.

Mehr dazu gibt es in der neuen VORFREUDE.