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Superfood: Ein Vollholler?

Die gute Nachricht: Superfood zeichnet sich durch höheren Gehalt an wertvollen Nährstoffen aus als andere Lebensmittel. Die bessere Nachricht: Vieles aus heimischen Gärten und Betrieben kann das genauso gut oder noch besser.
Jakob Ehrhardt

Superfood ist – das muss vorweg gesagt werden – kein geschützter Begriff. Wikipedia zitiert das Oxford English Dictionary: ein „nährstoffreiches Lebensmittel, das als besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden erachtet wird“. Ein weites Land also für Produktentwickler, Marketingstrategen und Werbetexter. Vor allem intensiv weiterverarbeitete Produkte exotischer Provenienz sind es, die mit dem vermeintlichen Adelsprädikat „Superfood“ den Weg in die Regale von Reformhäusern und Supermärkten gefunden haben. Getrocknete Beeren, zu Pulvern vermahlene Algen, Beimengungen zu Tees und dergleichen mehr. Die verlockenden Wirkungen klingen oft vollmundig: Sie helfen gegen oxidativen Stress und Entzündungen, stärken das Immunsystem, entgiften oder entschlacken den Körper – „wirft man allerdings einen kritischen Blick auf den neuen Ernährungstrend Superfood, wird deutlich, dass auch er die kleinen bis großen Lebensstilsünden nicht wieder gutmachen kann“, schreibt das österreichische Gesundheitsportal Gesundheit.gv.at. Und verweist auf unsere heimische Palette an Superfood, allerdings seit jeher am Markt. Altbekannt. Und mit prosaischen Namen wie Karotte, Heidelbeere oder Rote Rübe auf der Suche nach dem Wundermittel zum Gähnen verlockend.

Vergleich macht klug. Weist die fernöstliche Goji-Beere einen Vitamingehalt von 15 mg/100 g auf, so kann unser lokales Powerfood nur lächeln: Brombeeren (18 mg), Erdbeeren (53 mg) oder gar die Schwarze Johannisbeere (117 mg, jeweils auf eine Menge von 100 g bezogen) halten da locker mit. Vor allem wachsen sie gleich ums Eck und kommen, wenn wir uns bemühen, quasi erntefrisch auf den Teller. Im Gegensatz zu vielen Exoten, die durch Verarbeitung und lange Transportwege einen massiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen, der mögliche gute Wirkungen mit unerfreulichen Nebenwirkungen belastet.

Haben unsere Landwirte den Trend verschlafen? Durchaus nicht. In der Region Ost- und Südoststeiermark hat zum Beispiel das Regionalmarketing sechs Leitprodukte definiert, die vom Anbau über die Verarbeitung und Vermarktung bis zur Gastronomie Alternativen zum Superfood-Hype erlebbar machen: die steirische Käferbohne, Holunder und Aronia, den steirischen Kren, den Apfel, das steirische Kürbiskernöl sowie das Thermal- und Mineralwasser.

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