Aktuelles Kunst Leben

Scharfe Sache

Individuell angefertigte Messer sind die hohe Schule der Metallverarbeitung. Ein Salzburger und ein Oberösterreicher passen sie perfekt an jede Kundenhand an.
Text: Christian Neuhold
  • Messermacher Andreas Steiger fertigt in seiner Werkstätte in Pichl bei Wels Messer nach Maß  komplett nach Kundenwunsch.
    Messermacher Andreas Steiger fertigt in seiner Werkstätte in Pichl bei Wels Messer nach Maß komplett nach Kundenwunsch.
  • Flach-Erl- Messer sind für robusten Außeneinsatz, etwa bei der Jagd, bestens geeignet
    Flach-Erl- Messer sind für robusten Außeneinsatz, etwa bei der Jagd, bestens geeignet

60 statt wie handelsüblich 40 Rockwell haben die von ihm verwendeten Spezialstähle, die er in seiner Werkstatt kalt, also bei emperaturen von maximal 1050 °Celsius, weiterverarbeitet. Bei der „kalten“ Verarbeitung wird der Stahl nicht nochmals geschmolzen und neu geschmiedet, sondern es werden im Schnitt vier Zentimeter breite Werkstücke aus dem Rohstahl geschnitten und bearbeitet. Steiger: „Die gelieferten Spezialstähle sind in ihrer Struktur perfekt. Es würde keinen Sinnmachen, sie neuerlich zum Schmelzen zu bringen und in eine Form zu gießen.“

Die eigentliche Arbeit liegt im langsamen und sorgfältigen Herausarbeiten der Konturen, dem Schleifen der Schneide und der individuellen Anpassung des Griffs an den Geschmack und die Hand des Käufers. Für ein einfaches Integralmesser, also ein Messer bei dem Schneide und Griff aus einem Stück Stahl sind, benötigt er zwischen 20 und 50 Stunden Arbeitszeit. Für aufwändigere Stücke mit besonders kompliziert zu verarbeitenden Materialien beim Griff, etwa Mammut-Backenzähne oder Halbedelsteine, können es auch bis zu 200 und mehr Stunden sein.

 

Richard Kappeller, Messermacher aus Salzburg, wurde erst unlängst für ein handgefertigtes mit besonders aufwändig gestaltetem Griff aus Bernstein von der Fachzeitschrift „Messer-Magazin“ mit dem begehrten Preis „Messer des Jahres“ ausgezeichnet. „Damit der Bernstein wirklich schön golden schimmert, habe ich den Stahl unter dem Griff vergoldet, damit der durchscheinende Bernstein wirklich seinen goldenen Glanz entfalten kann“, beschreibt er die Entstehung des Meisterstücks.

Messermacher sind Autodidakten

Kappeller hat sich die Kunst des Messermachens vor 14 Jahren Schritt für Schritt selbst beigebracht. „Der Beruf wird heute leider nicht mehr gelehrt“, sagt der Absolvent der HTL für Holzwirtschaft, bei dem durch die elterliche Schlosserei die Liebe zur Metallverarbeitung entfacht wurde. „Es gibt im deutschen Sprachraum aber eine sehr aktive Messermacherszene, bei der man sich viele nützliche Tipps holen kann.“

 

  • Bei Integralmesser sind Schneide und Griff aus einem Stahlstück. Sie sind daher besonders hygienisch und stabil.
  • Klingen aus Damaszenerstahl erhalten nach dem Schliff durch eine spezielle Ätzung ihre individuelle Musterung.

Seine Messer sind vor allem bei Jägern und Hobbyköchen begehrt. Beide benötigen robuste Messer für ihre Arbeit. Kappeller: „Jäger haben für das Aufbrechen des Wilds ganz besondere Anforderungen an die Klingen. Hobbyköchen geht es oft auch um eine besondere Ätzung oder Gravur der Klingen und eine individuelle Gestaltung des Griffs, denn sie wollen ihre Messer nicht nur benutzen, sondern auch herzeigen.“ Zum Herzeigen eignet sich vor allem der fein ziselierte Damaszenerstahl, der durch ein besonderes Ätzverfahren seine einmalige Musterung erhält. „Die Ätzung erfolgt nach dem Schliff, denn der würde sie ja wegschleifen und das Messer wieder silbrig schimmern lassen“, sagt Messermacher Andreas Steiger, der seit zwei Jahren als Messermacher selbstständig ist. Da nur ein scharfes Messer die gewünschten Ergebnisse bringt, widmen sich beide Messermacher intensiv dem Schliff.

Dabei durchläuft jedes Messer zahlreiche Arbeitsschritte, bei denen es mit immer feiner werdenden Schleifsteinen bearbeitet wird. Zum Schluss sind die Klingen so bearbeitet, dass ein Abziehen an der Lederscheide oder einem Lederriemen genügt, um sie scharf zu halten. Kappeller: „Die Schneideunterlage ist für den Erhalt der Schärfe wichtig. Bei Porzellan als Unterlage wird es schneller stumpf als etwa auf einem Holzbrett.“ Falls das Messer doch einmal stumpf oder schartig werden sollte, bietet der Salzburger in seiner Werkstatt auch eigene Messerschleifkurse an, in denen seine Kunden in einem halben Tag die Feinheiten des richtigen Schliffs erlernen können.

Anschaffung fürs Leben

So viel Sorgfalt hat auch ihren Preis. Zwischen 900 und 4.000 Euro kosten Kappellers Kreationen, für ganz besondere Einzelanfertigungen kann es auch deutlich teurer werden. Ähnlich im Preis sind die Messer von Andreas Steiger. „Was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Luxusartikel klingt, ist in Wirklichkeit eine gute Investition, denn ein handgemachtes Messer hält ein Leben lang“, sagt der junge Oberösterreicher, dessen Ehrgeiz darin liegt, aus Messern Erbstücke zu machen, ähnlich wie Armbanduhren exklusiver Schweizer Manufakturen.

Links:

Messer-Manufaktur Steiger
Messermacher Richard Kappeller

Kleine Messerkunde

CITES

Mit der Cites-Nummer bestätigt der Verkäufer, dass für den Messergriff kein Material verwendet wurde, welches dem Washingtoner Artenschutzabkommen zuwiderläuft.

DREI-FINGER- MESSER

Diese können mit drei Fingern gut gehalten werden und finden durch ihre Bauart auch im Hosensack oder in der Messertasche der traditionellen Lederhose Platz.

FLACH-ERL- MESSER

Klinge und Angel sind aus einem Stück gefertigt, der Handschutzteil wird aufgenietet und die Griffschalen mit Nieten fixiert. Ein Messer für den harten Alltagsgebrauch.

INTEGRALMESSER

Klinge, Handschutz und Angel sind aus einem Stück gefertigt. Dadurch wird das Messer stabiler, durch den sanften Übergang von Klinge zum Handschutz hygienischer und einfacher zu reinigen.

LINERLOCK-KLAPPMESSER

Die Klinge wird mit einer Feder im offenen Zustand durch eine seitliche Titanfeder fixiert. Diese Messer können mit einer Hand geschlossen werden.

SPITZ-ERL- MESSER

Klinge und Angel sind aus einem Stück gefertigt, ein Handschutz wird von hinten aufgesteckt. Der Griff besteht aus einem Teil und ist daher widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit. Die Klinge wird mit dem Griff direkt oder mit einer Abschlusskappe verschraubt.

STABILISIERTES HOLZ

Bei diesem Verfahren wird das Material unter hohem Druck mit Kunstharz getränkt und ausgehärtet. Dadurch wird das Quellen und Schwinden des Holzes um bis zu 95 Prozent verringert und die Härte und Haltbarkeit wesentlich erhöht.