Aktuelles Kultur Kunst Leben Reisen

Plötzlich Lebenskünstler

„Ich denke viel an die Zukunft, weil das der Ort ist, wo ich den Rest meines Lebens verbringen werde.“ Das Zitat stammt von Woody Allen.
Claudia Piller-Kornherr und Sandra Wobrazek

 

 

Und seine vorwärtsgewandte Lebenshaltung macht durchaus Sinn. Besonders in diesen verrückten Zeiten. Wir haben mit Menschen gesprochen, die den Blick gerade jetzt Richtung Zukunft richten, in Lösungen denken, sich neu aufstellen. Und haben inspirierende Geschichten gehört, voll Mut, Ideenreichtum, Humor und Zuversicht.

Von Woody Allen zu den alten Stoikern – auch die wussten, wie der Hase läuft. „Lass dich nicht durch Dinge aus der Bahn werfen, die nicht in deiner Macht stehen“, war eines ihrer Lebenscredos. Den Ball also flach halten, wo man ohnehin nichts ändern kann. Und sich dafür in all jenen Bereichen engagieren, in denen man selbst etwas zum Positiven bewegen kann. Das entspannt-fatalistische Mindset von Seneca, Epiktet und ihren Kollegen kann hilfreich sein in diesen Tagen. „Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind“, hätte Karl Valentin vielleicht noch hinzugefügt.
Während diese Geschichte entsteht, liegt der Frühling in der Luft. Mit allen Sinnen ist er spürbar. In den Gärten am Stadtrand stecken die Hobbygärtner endlich wieder die Hände in die Erde, um Tulpen, Narzissen und Hyazinthen zu pflanzen. Gewärmt von den ersten warmen Sonnenstrahlen, breiten Studenten und Pensionisten in den Parks ihre Picknickdecken aus und prosten einander aus sicherer Distanz mit Prosecco und Cappuccino aus Pappbechern zu. Die Natur ist quasi im Lock-up, das pfeifen die Rotkehlchen und Amseln schon im Morgengrauen lautstark von den Dächern. Wie wohl in keinem Frühjahr seit Jahrzehnten sind auch wir bereit für den Neuanfang, stehen in den Startlöchern, voll Tatendrang und großer Erwartungen. Wir wären jetzt wieder so weit für die Zukunft. Bereit, endlich wieder mit dem echten Leben zu beginnen. Jedoch ist sie schaumgebremst, diese Lebenslust, zu viel steht immer noch auf dem Spiel.

Geschichten, die Mut machen

Und doch will jetzt im Frühling 2021 niemand mehr das C-Wort hören. Wir haben genug von Homeschooling am Küchentisch und Remoteoffice zwischen Pizzakartons. Wir sind übersättigt von bunten Kurvendiagrammen und redundanten Pressekonferenzen, bei denen einem sofort noch ein Valentin-Zitat in den Sinn kommt: „Es ist schon alles gesagt. Nur noch nicht von allen.“ Also haben wir versucht, Geschichten ohne C zu erzählen. Stattdessen mit mehr Z – wie Zuversicht. Zu Wort gekommen sind Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten. Sie sprechen über ihre Visionen, Hoffnungen und Pläne in diesen merkwürdigen Zeiten. Wie schaffen sie es, allem Gegenwind zum Trotz nach vorne zu schauen? Was macht sie in diesen Zeiten stark und zuversichtlich? Und was treibt sie gerade jetzt an, etwas ganz Neues zu beginnen? Wir haben in diesen Gesprächen viel darüber gelernt, wie wir in unsicheren Lebensphasen über uns selbst hinauswachsen können. Die Bewältigungsstrategien dazu sind so vielfältig wie die Menschen selbst: hemdsärmelig-pragmatisch, stoisch gelassen oder sprühend vor Kreativität. Jede und jeder Einzelne von ihnen ist für uns ein Lebenskünstler – im besten Sinne des Wortes.

 

Mehr lesen Sie in der neuen VORFREUDE.