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Österreich – was sonst?

Jakob Ehrhardt

Sommer 2020 – das werden Ferien wie noch nie! Wegen der gesunden Distanz, die uns das Coronavirus auch für die schönsten Tage des Jahres auferlegt? Auch, freilich. Aber es wäre nicht Österreich, wenn wir nicht gelernt hätten, aus der Not eine Tugend zu machen. In diesem herrlichen Land, das so viel zu bieten hat. Für Eltern und Kinder. Für verliebte Paare. Für abenteuerlustige Singles. Für die Best Ager und Golden Girls. Wir laden Sie herzlich ein: Begleiten Sie uns auf eine Sommertour zu den schönsten Regionen vor Ihrer Haustür!

Reden wir zunächst über die Rahmenbedingungen. Sozusagen über die Planungsgrundlagen, wenn wir den Sommerurlaub ins Auge fassen. Da gilt auf jeden Fall: Nix ist fix. Zwischen den ersten Anzeichen für das Herunterfahren des Landes und dem Start in die Sommerferien liegen wir zum Zeitpunkt der Recherchen für diesen Artikel gerade einmal auf der halben Strecke. Es wird sich zeigen, wie sich die ersten Wochen der kontrollierten Lockerung in Infektionsquoten niederschlagen.  Alles spricht jedenfalls dafür, dass Hotels und Beherbergungsbetriebe in den Sommerferien geöffnet haben werden. Auch wenn sich der deutsche Außenminister Heiko Maas skeptisch geäußert hat: „Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können!“ – Davon ist ohnedies nicht die Rede. Auch wenn unser Außenminister Alexander Schallenberg bezüglich Grenzöffnungen und Auslandsreisen zurückhaltend ist.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger bemüht sich indes um Urlauber-Kontingente aus Deutschland und die Hotelbranche drückt ihr die Daumen. Wenn aber nun ganz Österreich daheim urlaubt? Sich im Inland einquartieren muss? Ob Österreichs Beherbergungsbetriebe nicht aus allen Nähten platzen? Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Zuletzt wurden in Österreich in der Sommersaison 150 Millionen Nächtigungen verzeichnet – und das waren zum überwiegenden Teil Gäste aus dem Ausland. In den Herbergen mit vier Sternen und mehr betrug der Ausländeranteil bis zu 70 Prozent. Von den zweitausend Ferienhäusern waren 85 Prozent mit Gästen belegt, die über die Staatsgrenzen zu uns gekommen waren.

Und wenn sich auch erst klären muss, ob und in welcher Weise sich der Schlagbaum für Feriengäste kontrolliert heben wird – einen Zustrom wie in den vergangenen Jahren wird es nicht einmal ansatzweise geben. Vier von zehn Hotels rechnen mit Umsatzeinbußen über 50 Prozent.

Dem gegenüber stehen rund fünf Millionen Österreicher, die laut Hoteliervereinigung gewohnt sind, im Sommer zu verreisen. Leicht auszurechnen, dass für uns heuer Platz genug sein wird – zum Leidwesen der Hotellerie, zur Beruhigung aller Urlaubsplaner, die gern vorausschauend buchen. Und mit guten Aussichten auch für Menschen, die angesichts der volatilen Umstände lieber erst dann ihre Ferien fix machen, wenn die Umstände zweifelsfrei sind.

Frühbucher werden heuer im Inland ebenso gute Chancen vorfinden wie Last-minute-Reisende. Wir können aus dem Vollen schöpfen für den Urlaub in Österreich. Und sollten es auch, um diesen für Österreich lebenswichtigen Wirtschaftszweig nach Kräften zu unterstützen.

Bleibt nur noch die Frage: Wohin? Und: Was tun? Auf der faulen Haut in der Sonne liegen? Aktivurlaub nach den langen Wochen des Lockdown? Kultur genießen? Dem besonderen Gaumenkitzel nachjagen? Wie schön, dass es praktisch nichts gibt in Österreich, was es nicht gibt – das Meer vielleicht ausgenommen und die Wüste. Der Tisch ist reich gedeckt für herrliche Urlaubstage ohne Abstriche. Schauen wir einmal!

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