Manchmal kommt es mir vor wie ein Wunder“, erzählt Birgit M.* und blickt zärtlich hinunter zu dem kleinen, blonden Mädchen, das sich fröhlich glucksend mit wackligen Schritten seinen Weg durchs elterliche Wohnzimmer bahnt. Auf dem Boden verstreut liegen Rasseln, Kuscheltiere, ein paar Bauklötze. Auf dem Teppich die Reste einer angekauten Maiswaffel. Man sieht ihr deutlich an – für Birgit bedeutet
dieses Stillleben schlichtweg die Erfüllung ihrer Träume. Das Wunder ist heute auf den Tag genau 13 Monate alt und heißt Lilly. Dass es Lilly gibt, dafür haben Birgit und ihr Mann David* lange gekämpft. Sieben Jahre waren die beiden schon ein Paar, erzählt sie uns. Hatten ihre Studien in Wien und Graz abgeschlossen, geheiratet, Birgit ein paar Jahre in einem Architekturbüro gearbeitet. Mit 32 schien dann der Zeitpunkt perfekt, ihr Glück mit einem gemeinsamen Kind zu krönen. Birgit setzt die Pille ab. Das Paar ist voller Euphorie und Vorfreude. „Wir waren völlig aus dem Häuschen, haben Pläne geschmiedet, gedanklich schon die gesamte
Wohnung umgebaut.“ Doch nichts passiert. Ein Jahr vergeht, ohne dass Birgit schwanger wird. „Dabei war ich mir so sicher, dass es ganz schnellt geht“, erzählt die junge Frau. „Viele Frauen haben die Erwartungshaltung, gleich schwanger zu werden, sobald sie aufhören zu verhüten. Das ist eine Fehleinschätzung“, weiß der Grazer Gynäkologe Dr. Michael Schenk.
„Es gibt unter natürlichen Bedingungen so viele Möglichkeiten, nicht schwanger zu werden, dass es tatsächlich an ein Wunder grenzt“, so der Gründer und ärztliche Leiter eines Kinderwunsch-Instituts in Dobl bei Graz. Für David und Birgit wird das Warten und Hoffen zur Belastung für die Psyche, stellt die Beziehung auf eine harte Probe. Als rundherum einigen befreundeten Paaren Nachwuchs ins Haus steht, freuen sie sich zwar mit, dennoch bleibt die bange Frage: „Warum klappt das bei uns nicht?“ „Wenn die Freundinnen darüber jammerten, dass ihnen Babys den Schlaf rauben, war das wie ein Schlag ins Gesicht“, erinnert sich Birgit.