Aktuelles Bildung Leben

Lern dich glücklich!

Wissensdurst ist gesund. Lebenslanges Lernen macht froh. Das belegt jetzt auch eine Studie.
Claudia Piller-Kornherr

Nie mehr Schule? Von wegen! Lebenslanges Lernen ist angesagt – und das mit Freude.Denn Weiterbildung hat positive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.

  • Lernen und Begeisterung – bei Kindern geht das Hand in Hand.

Schlägt man heute als Jobsuchender den Karriereteil der Zeitung auf, kommt man bei den Anforderungsprofilen der Suchanzeigen ganz schön ins Schwitzen. Klar! Eine erstklassige Ausbildung ist Voraussetzung – Zusatzqualifikationen ausdrücklich erwünscht. Rhetoriktraining hier, Business English dort. Und natürlich sollte man reichlich Social Scills mitbringen, will heißen Reisebereitschaft, Teamfähigkeit, Belastbarkeit und – selbstverständlich – jede Menge Flexibilität. Die Anforderungen und der Druck in der Arbeitswelt steigen und damit verknüpft auch die Anforderungen an unsere Aus- und Weiterbildung. Die Halbwertszeit von Wissen nimmt rasend schnell ab, ebenso schnell nimmt das Tempo der Informationsvermittlung zu. Will heißen: Wissen ist überall und jederzeit abrufbar, veraltet aber auch so schnell wie nie zuvor.

Lebenslanges Lernen wird heute zur Conditio sine qua non – sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Begeisterung macht schlau Immer up to date sein, permanente Weiterbildung – das klingt erst mal mehr nach Stress als nach Spaß – geschweige denn Glück. Und was hat denn Lernen überhaupt mit Glücklichsein zu tun? Viel, sagt die Hirnforschung. „Kinder geraten 20 bis 50 Mal am Tag in einen rauschartigen Zustand – vor Begeisterung über sich selbst und das, was sie erleben und lernen“, weiß der deutsche Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther.
„In Momenten, in denen wir über etwas begeistert sind, werden im Hirn die sogenannten emotionalen Zentren aktiviert.“ Jeder dieser kleinen Begeisterungsstürme führe gewissermaßen dazu, dass im Hirn die Gießkanne mit dem Dünger angestellt wird.

„Bildungsfreudige“ Menschen begreifen das Lernen vielmehr im Kontext ihrer persönlichen Entwicklung, oft auch als Teil eines
umfassenderen „Lebensprojektes“, etwa selbstbestimmtes Altern, beruflicher Aufund Umstieg oder Aufbau einer eigenen Firma, gesellschaftliches und politisches Engagement, Aufholen verpasster Bildungschancen, soziale und kulturelle Integration, Entwicklung der eigenen Kreativität oder Verwirklichung eines Traums. Oft stehen die Kurse, die Erwachsene besuchen, auf den ersten Blick in keinem direkten thematischen Zusammenhang zu diesen Zielen und „life projects“, obwohl sie dafür eine wichtige Rolle spielen.Die so genannte „Benefit-Forschung“, die nach dem Nutzen von Weiterbildung fragt, ist in Großbritannien und Finnland bereits etabliert.

In anderen europäischen Ländern war dieser Ansatz jedoch noch weitgehend unbekannt. Das EU-Projekt „BeLL“ hat diese Forschungslücke nun geschlossen und erstmals europaweit Daten zu empfundenen und nachweisbaren „Benefits“ von Erwachsenenbildung erhoben. Das alte Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ hat damit wohl endgültig ausgedient. Denn die Resultate der Studie belegen: Menschen, die Weiterbildungsangebote wahrnehmen, profitieren in allen Lebensbereichen nachhaltig. Wer an Weiterbildungen teilnimmt, fühlt sich gesünder, bleibt länger aktiv, traut sich für sein Leben etwas zu, baut tragfähige soziale Netzwerke auf und entwickelt Perspektiven im und für das Alter.