Kulinarik Leben

Gulasch – orientalische Art

Im Restaurant Habibi & Hawara in der Wiener Innenstadt arbeiten geflüchtete Menschen Seite an Seite mit Österreichern.
Text: Claudia Piller-Kornherr, Fotos: Samuel Colombo/Optical Engineers

Man ist entweder Teil der Lösung oder Teil des Problems. Wir
haben uns für Ersteres entschieden“, sagt Martin Rohla, Unternehmer aus Wien. Von Lippenbekenntnissen hält Rohla nichts, er ist ein Macher. Vor rund einem halben Jahr, als gerade viele Menschen Heimat, Familie und ihr bisheriges Leben hinter sich ließen, um in ihrem Ankunftsland Sicherheit und ein neues Zuhause zu finden, entschied er sich zu handeln. Rohla legte gemeinsam mit der PR-Expertin-Katharina Schinkinger und dem Gastronomen David Kreytenberg den Grundstein für ein außergewöhnliches Projekt: Habibi & Hawara.

Der Name des Restaurants in der Wiener Innenstadt ist programmatisch, denn sowohl das arabische Wort „Habibi“ als auch sein urwienerisches Pendant „Hawara“ bedeuteten Freund. Das Projekt bietet geflüchteten Menschen die Möglichkeit, von Bittstellern zu fair bezahlten Angestellten und im weiteren Schritt zu selbstständigen Unternehmern zu werden, denn die besonders Talentierten sollen künftig weitere Habibi & Hawaras eröffnen und leiten.

Die Geschichte fängt in Wirklichkeit viel früher an: Im Juli 2015 rief die Stadtflucht Bergmühle, ein Verein für Kochen und Muße im Grünen, die Aktion „Hostenstattposten“ ins Leben. Vereinsmitglieder und Freunde bereiteten am Vereinsareal in Kronberg bei Wien als Gastgeber eines
gemeinsamen Mittagessens und Nachmittags Geflüchteten einige entspannende Stunden im Grünen. Innerhalb von drei Monaten lernten fast 300 „Hosts“ mehr als 1.300 Gäste aus umkämpften Krisen-
gebieten wie Syrien, Afghanistan und dem Irak kennen. In den Gesprächen zeigte sich, dass viele der Flüchtlinge auf erfolgreiche Karrieren, Ausbildungen oder Fähigkeiten zurückblicken und nahezu jede oder jeder möglichst rasch wieder auf eigenen Beinen stehen will. Die Idee der Initiatoren war geboren, ein Restaurant ins Leben zu rufen. Mittlerweile stemmen zwölf talentierte Mitarbeiter aus Syrien,
Somalia und Afghanistan mit viel Engagement gemeinsam Küche und Service im Habibi & Hawara. Unter der Leitung erfahrener Entrepreneure und Gastronomen tischt das Team aus Ayslwerbern gemeinsam mit österreichischen Kollegen österreichisch-orientalische Fusionsküche auf.