Genuss Radfahren
Als würde er es nicht auch genießen, sich an den Grenzen seines Leistungsvermögens zu erfahren. Der artistische Mountainbiker, der keinen rassigen Trail auslässt, würde sich wohl kaum als Genussradfahrer definieren. Und doch wäre er zu bemitleiden, hätte er keinen Genuss, wenn er über Stock und Stein turnt.
Der Alltagsradler, der seinen treuen Drahtesel drei Viertel des Jahres für den Weg ins Büro nutzt – auch er genießt. Zum Beispiel wenn er locker an den Staus im Frühverkehr vorbeipedaliert und das Cardiotraining bereits bei Arbeitsbeginn hinter sich hat, für das andere ihre wertvolle Freizeit aufwenden. Alle genießen sie, und täten sie’s nicht, würden sie sich nicht in den Sattel schwingen. So einfach ist das. Der Genuss kennt viele Gesichter, und ein paar davon soll dieser Beitrag näher beleuchten.
Es gibt viel zu entdecken auf zwei Rädern.
Die Fahrradbranche boomt zurzeit. Bei der letzten Eurobike in Friedrichshafen, dem jährlichen Mekka von Industrie und Fans, war die gute bis euphorische Stimmung nicht zu übersehen. Fahrrad ist in … aber was heißt heute Fahrrad?
In: Gravelbike & Bikepacking. Die Trends 2019 haben viele Namen. Vom E-Bike, dem großen Thema schlechthin, später noch – es gibt zum Beispiel kaum einen Hersteller, der aktuell nicht ein Gravelbike im Programm hätte. Gravel ist Schotter, und das Gravelbike ist sozusagen ein Rennrad für Feld- und Waldwege. Wären da nicht die breiteren Reifen fürs Grobe, könnte man an den guten alten Randonneur denken, das Straßen-Tourenrad von einst mit seinem Rennlenker.
Dem neuen Radtyp entspricht der aktuelle Toptrend auf zwei Rädern: das Bikepacking. Dabei bleibt das Rad frei von Gepäck, leicht und wendig, einzige Packtasche ist der Rucksack auf den Schultern des Fahrers. Bikepacking geht über kurze Strecken, vom Tagesausflug bis zur Mini-Tour mit einer Übernachtung, die gern auch im Freien genommen wird, im Heustadel oder im Biwaksack (mit allen legalen Grauzonen des wilden Campierens). Eine Handvoll Kraftriegel im Rucksack, genügend Wasser, ansonsten nur das Nötigste – der routinierte Bikepacker schwemmt unterwegs am Bach den Schweiß aus den Funktionskleidern und braucht nicht viel zum Glücklichsein, auch keinen Stromanschluss fürs Navi; er kann noch (oder wieder) Karten lesen. Individualisten, die auf dem Rücken ihrer Drahtesel die Einsamkeit suchen, genießen das Bikepacking genauso wie Gruppenmenschen, die miteinander den Ausstieg aus der Zivilisation proben. Gutes Wetter ist freilich gefragt, ansonsten gilt: Minimalismus ist das neue Schwarz.
Weitere Tipps und Trends finden Sie in der VORFREUDE.