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Freude geht durch den Magen

Do it yourself bei Roggenbrot, Zwetschkenröster und Sauerkraut. Brotbacken, Einkochen und Fermentieren liegen im Trend – und machen glücklich.
Sandra Wobrazek
  • Neben Liebe und Geduld sind beste Zutaten, nach Möglichkeit regional, für das Gelingen ausschlaggebend.
    Neben Liebe und Geduld sind beste Zutaten, nach Möglichkeit regional, für das Gelingen ausschlaggebend.
  • Richtig eingelegt, können die Schätze aus dem Garten für viele Monate im Glas haltbar gemacht werden.
    Richtig eingelegt, können die Schätze aus dem Garten für viele Monate im Glas haltbar gemacht werden.
  • Selbstgemachte Marillenmarmelade sorgt  für kulinarische Highlights in den eigenen vier Wänden.
    Selbstgemachte Marillenmarmelade sorgt für kulinarische Highlights in den eigenen vier Wänden.

Der Duft von frisch gebackenem, lauwarmem Brot, süß-saure Gewürzgurken, frisch aus dem Einmachglas, und fruchtige Marillenmarmelade. Kaum etwas verbindet man so sehr mit  kulinarischem Genuss wie jene Lebensmittel, die schon die Großmutter selbst zubereitet hat und deren Duft für Stunden  oder sogar Tage das ganze Haus durchströmte.

Obst und Gemüse eigenhändig einzukochen oder Brot und Gebäck zu backen erleben ein wahres Revival: Zahlreiche Bücher und Blogs geben Tipps für die perfekte selbstgemachte Marmelade, das beste Sauerteigbrot oder die schmackhaftesten Pickles nach britischem Vorbild. Als einer der Vorreiter des neuen Trends gilt Lutz Geißler. 2008 schrieb er an seiner Diplomarbeit in der Geologie, saß viel vor dem Computer und im Labor und suchte deshalb nach einem entspannenden Ausgleich. Da entdeckte der Deutsche das Brotbacken für sich, das ihm das Gefühl gegeben hat, etwas Wertvolles mit seinen eigenen Händen zu schaffen, wie er sich heute erinnert. Ab 2009 veröffentlichte er seine Brot-Erfahrungen in seinem Blog „Plötzblog“,  es folgte das erste Buch. Mittlerweile hat Geißler sein Hobby zum Beruf gemacht, denn seine wissenschaftliche, forschende  Herangehensweise fand rasch viele Nachbäcker. Er veröffentlicht regelmäßig Bücher zum Thema, hält Kurse, entwickelt Rezepte und den Plötzblog besuchen monatlich rund 150.000 Menschen.

Doch warum erlebt das Brotbacken derzeit so eine Renaissance? „Die Sachen, die man selbst herstellt“, sagt Lutz Geißler, „enthalten auch nur jene Zutaten, die man selbst hineingibt. Ein ,saubereres‘  Brot als das selbstgebackene gibt es nicht. Außerdem steigt die Achtung vor dem Lebensmittel ungemein, wenn man aus eigener Erfahrung weiß, wie es hergestellt wird.“ Der Verfechter einer naturbelassenen Brotbackkunst weiß: Sie bringt einen auf andere Gedanken, baut Stress ab. Wer einmal aus einem klebrigen Teig ein lockeres,  hocharomatisches und knuspriges Gebäck  gezaubert hat, so Geißler, „ist selbst verzaubert – und möchte kaum mehr anderes Brot essen. Je digitaler und hektischer unser Alltag, umso eher sollte man backen. Für gutes Brot braucht es nicht mehr als Mehl, Wasser und Salz. Und Zeit. Zeit ist die wichtigste Zutat, damit aus den Rohstoffen etwas unübertroffen Gutes entstehen kann.“ Hinzu kommt: Um Brot zu backen, bedarf es keiner speziellen Gerätschaften – ein klassischer Backofen, eine Rührschüssel sowie eine feste Unterlage zum Kneten des Teiges sind vollkommen ausreichend.

Das jedoch ist gerade am Anfang nicht immer einfach. Zahlreiche Neo-Bäcker kennen das Gefühl, dass man hochmotiviert an das erste Brot herangeht und das Ergebnis dann nur mäßig ist. Lutz Geißler ist überzeugt: „Das Teiggefühl ist der wichtigste Faktor. Die meisten Anfänger,  mich einst eingeschlossen, kneten den Teig zu kurz und backen das Brot dann entweder zu früh oder zu spät. In beiden Fällen ergibt das ein recht kompaktes und wenig luftiges Ergebnis.“ Ein weiterer häufiger Fehler: „Gute Brotteige sind (fast) immer klebrig und für Anfänger eine Herausforderung. Deshalb geben viele Einsteiger noch Mehl nach. Aber auch dabei entsteht ein viel zu festes, dichtes Brot. Richtig ist: Mehl auf den Tisch und darin den Teigling straffformen, aber kein Mehl einarbeiten.“

Mehr lesen Sie in der neuen VORFREUDE.

Selbstgemachte Marillenmarmelade sorgt für kulinarische Highlights in den eigenen vier Wänden.
Sauerteig selbst anzusetzen und daraus Brot zu backen ist das Ziel vieler Do-it-yourself- Köche.
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