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Exotisches made in Austria

Oliven aus dem Burgenland, Reis aus dem Marchfeld, Feigen aus Wien und Zitronen vom Faaker See – immer mehr österreichische Produzenten gehen neue landwirtschaftliche Wege.
Sandra Wobrazek

Auf den ersten Blick wirkt es wie eines der vielen Felder, die im Marchfeld vor den Toren Wiens zu finden sind: Zarte, grüne Halme strecken sich der Sonne entgegen, wiegen sich sanft im Wind. Doch auf den Feldern von Gregor Neumeyer wächst weder Mais noch Spargel, sondern das asiatische Grundnahrungsmittel schlechthin: Reis. 2015 hatte der Sohn eines Nebenerwerbsbauern aus Gerasdorf in einer geselligen Runde eine Idee, nämlich jene, dass es auch in Österreich möglich sein müsste, Reis anzubauen – ÖsterReis war geboren.

Marchfelder Reis

„Wir kultivieren unseren Mittelkornreis“, erzählt der Reisbauer aus Leidenschaft, „nicht im Wasser, sondern im Trockenreisanbau. Er steht auf dem trockenen Feld und wird nur bei Bedarf gewässert. Diese Methode eignet sich sehr gut für den Anbau in Ostösterreich.“ Doch erst nach Rückschlägen und intensivem Austausch mit Forschungseinrichtungen hatte sich Gregor Neumeyer das nötige Know-how erarbeitet, um erfolgreich ernten zu können. Er sagt, dass der Wunsch nach regionalen Lebensmitteln bei den Konsumenten groß ist: „Die Menschen möchten wissen, woher ihre Lebensmittel stammen. ÖsterReis wird nachhaltig angebaut, da wir ihn nicht fluten, um Unkraut zu entfernen – deshalb ist er frei von Schwermetallen.“ Die Aussaat der Pflanzen erfolgt im April, im September wird geerntet und ab Hof, im Webshop und in Reformhäusern verkauft.

ÖsterReis wird im Trockenreisverfahren kultiviert und mit erwärmtem Donauwasser aus dem Marchfeldkanal gegossen.

Kärntner Zitronen

Gregor Neumeyer ist nicht der Einzige, der in Österreich unkonventionelles Getreide, Obst oder Gemüse anbaut, denn die Zahl jener Landwirte, die nicht mehr auf Mais, Apfel oder Paradeiser setzen, nimmt stetig zu. Ganz den Zitronen verschrieben hat sich Michael Ceron aus Kärnten. Über 280 Sorten – neben Avocados, Bananen, Orangen und Mandarinen – aus Europa, Australien, Asien, Afrika und Südamerika werden in Österreichs erster Bio-Zitrusgärtnerei am Faaker See gezogen und verkauft. Auch Raritäten, die teils bis zu 800 Jahre alt werden, sind Teil von Cerons gelben Schätzen, darunter welche aus der Sammlung der Medici aus dem 16. Jahrhundert.

Einst baute der Gärtner Balkonblumen und Zierpflanzen an: „Ich habe Mitte der 90er-Jahre in Italien die Vielfalt der Zitronen kennengelernt und die großen Früchte habe mich so fasziniert, dass ich begonnen habe, Zitronen zu sammeln. Dann habe ich begonnen, mich damit zu beschäftigen, wie man sie kultiviert. Sie mussten sich erst an das Wetter in Österreich gewöhnen. Außerdem habe ich eine spezielle Erde für sie entwickelt.“

 

 

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In Faak am See liegt Österreichs erster Bio-Zitrusgarten. Mehr als 280 Sorten wachsen hier.