Ein Schwammerl steht im Walde
vermutet man, um den Giftcocktail, den er bereithält.
Manche vermuten, dass ein seinerzeit angewendetes Hausmittel gegen Fliegen namensgebend war. Stücke des Fliegenpilz-Fruchtkörpers wurden gezuckert, mit Milch übergossen und als tödliches Lockmittel für Fliegen verwendet. Bitte nicht nachmachen – es wirkt nicht! Die Fliegen werden lediglich betäubt. Die lästigen Insekten mit ihrem unausweichlichen Surren waren aber auch ein altes Symbol für den Wahnsinn. Und damit berühren wir, mit gebotener Vorsicht, einen anderen Wirkungsbereich des hübschen Pilzes mit seiner rot-weiß gesprenkelten Kappe: seine Verwendung als Droge. Sibirische Schamanen haben ihn wegen seiner Räusche auslösenden Wirkung als „göttliches Fleisch“ bezeichnet, das die Verschmelzung mit der spirituellen Welt bringe. Der Schwede Samuel Ödman führte in einem Pionierwerk der Ethnobotanik im 18. Jahrhundert das sprichwörtlich gewordene Wüten der Berserker auf den Fliegenpilz zurück. Tobsucht gehört allerdings nicht zu den Wirkungen von Amanita muscaria, wie der Fliegenpilz lateinisch heißt.
Laut Wikipedia gibt es bisher keinen dokumentierten Todesfall, der sich ausschließlich auf den Verzehr von Fliegenpilzen zurückführen ließe. Ganz im Gegensatz zu einigen anderen heimischen Pilzen, die durchaus letal wirken können, allen voran der Knollenblätterpilz. Es sind insgesamt wenige Pilzarten, von denen Todesgefahr ausgeht. Andere bekannte Giftwirkungen sind allerdings gefährlich genug, von Atemlähmung bis zu Leberschäden.
Achtung, radioaktiv?
Unsere Pilze – und wir mit ihnen – leiden an Zivilisationskrankheiten. So nehmen sie aus entsprechend belasteten Böden über das Mycel Schwermetalle wie Cadmium und Quecksilber auf, je nach Pilzart in sehr unterschiedlicher Dosis. Es wird daher empfohlen, nicht mehr als ein Viertelkilo Wildpilze pro Woche zu verzehren. Und sie dort zu suchen, wo wir dem Boden Bioqualität zubilligen.
Nach dem Super-GAU von Tschernobyl wurden in Gebieten, in denen nach dem Reaktorunfall kontaminierte Niederschläge auftraten, erhöhte Cäsium-137-Konzentrationen in manchen Speisepilzen gemessen. Das Gesundheitsministerium teilt dazu mit, dass Steinpilze praktisch überall in Österreich bedenkenlos genossen werden können. Eierschwammerln aus belasteten Gebieten sollten vorsorglich nicht in allzu großen Mengen genossen werden. Bei Maronenröhrlingen, an sich ein sehr guter Speisepilz, liegen nach wie vor selbst die Mittelwerte über dem Grenzwert von 600 Bq/kg, leider. Parasole wiederum sind sehr gering belastet.
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