Aktuelles Leben

Die Superkraft Humor

Wer eine heitere Sicht auf die Dinge zur Lebenseinstellung erhebt, hat ein natürliches Antidot gegen Angst, Sorgen und Weltschmerz aller Art im Gepäck.
Claudia Piller-Kornherr

Wenn ich an guten Humor denke, denke ich sofort an Monty Python. Einer meiner Lieblingssketche der legendären britischen Blödlertruppe ist der hier:
Ein Mann (dargestellt von John Cleese) kommt in eine Tierhandlung, um einen Papagei ins Geschäft zurückzubringen, weil der offensichtlich schon tot ist. Der Tierhändler (gespielt von John Palin) stellt das vehement in Abrede. Cleese gerät darüber in Rage, brüllt dem Papagei ins Ohr – „Polly, this is your wake-up-all“ –, schlägt ihn gegen die Kante vom Ladentisch und resümiert schließlich: „This is an ex-parrot“. Auch nach dem hundertsten Mal finde ich die Szene noch zum Brüllen! Ins Schwarze trifft bei mir auch Loriot aka Vicco von Bülow mit seinem geistreichen Wortwitz und den grotesk überspitzten Alltagsszenen. Wer den Film „Pappa ante Portas“ gesehen hat, dem werden beim Satz „Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein“ bereits die Mundwinkel zucken. Und dann gibt es ja noch den Humor, der wie aus dem Nichts heraus entsteht. Letztens in der U-Bahn: Bei einer älteren Dame läutet das Handy. Während sie eine halbe Ewigkeit in ihrer Handtasche danach kramt, plärrt als Klingelton George Michaels schmalziger Achtzigerjahre- Song „Carless Whisper“ durch den Zug Grinsen, Lächeln und schließlich lautes Lachen unter den anderen Fahrgästen. Ein Waggon von Fremden, für einen kurzen Moment vereint durch die unfreiwillige Situationskomik.

 

Humor ist keine Stimmung, sondern eine Weltanschauung.

Ludwig Wittgenstein

Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt, formulierte es Joachim Ringelnatz so charmant. Doch worüber lachen wir? Und warum? Dazu gibt es verschiedene theoretische Ansätze. Die Inkongruenz-Theorie ist eine der Theorien, mit denen Humor erklärt wird. Der Begriff Inkongruenz bezeichnet eine Erwartungsverletzung: Die kognitiv erfasste Kluft zwischen dem, was erwartet wird, und dem was tatsächlich passiert. Und das bildet gewissermaßen die Grundlage jedes Witzes, zum Beispiel von diesem hier: „Herr Ober, zahlen, bitte!“ – „Siebzehn, drei, sieben, zwölf.“ Aufgrund der Inkongruenz funktioniert es übrigens auch nicht, sich selbst durch Kitzeln zum Lachen zu bringen. Denn unser Hirn weiß ja, wenn man sich selbst kitzeln will. Es fehlt der Überraschungseffekt, der die kitzlige Sache erst interessant macht.

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