Leben

Die mit den Wölfen tanzt

Mensch und Wolf haben so einiges gemeinsam, weiß Business-Coach Patricia Staniek.
Text: Andreas Prammer

Patricia Staniek besuchte das erste Mal das Wolf Science Center und war von Beginn an begeistert. Sie spürte auf Anhieb eine tiefe Verbundenheit mit den Wölfen. Inspiriert von dem Besuch kam sie auf Prof. Kotrschal mit der Idee zu, ein Seminar mit den Erfahrungen in einem Wolfsgehege zu verknüpfen.

Auf wissenschaftlich fundierter Basis führen die anerkannten Profis des Wolf Science Center Ernstbrunn die Teilnehmer durch die „Wolf Experience“. Das Team rund um Patrizia Staniek und Prof. Kotrschal bietet höchste Professionalität, Verantwortung, Wertschätzung und vermittelt auf unterschiedlichen Ebenen, die Kunst der empathischen Kommunikation. Über die Jahre fanden auch immer mehr Prominente den Weg zu Patricia ins Wolfsgehege. So begrüßte sie unter anderem schon die Ex Dancing Stars Andy Lee Lang und Schauspielerin Susanne Hirschler sowie Arabella Kiesbauer und Christoph Fälbl im Gehege.

Normalerweise sind die Workshops mit Führungskräften und Entscheidungsträgern gefüllt, mit dem Ziel, durch die Wolfserfahrung, die Emotionen und Bedürfnisse der Mitarbeiter besser verstehen und reflektieren zu lernen. Wölfe sind – ebenso wie Menschen – Kooperationstiere, das heißt, sie kooperieren innerhalb der Gruppe. Beim gemeinsamen Jagen, dem Aufzug des Nachwuchses aber auch beim Töten der Feinde handeln Wölfe wie Menschen gemeinschaftlich. Ebenfalls fällt auf, dass Wölfe seit jeher in kleinen Gruppen agieren und die dabei entstehenden Dynamiken denen der Menschen sehr ähnlich sind.

Patricia Staniek beim Seminar im Wolfsgehege

Die Art und Weise wie die Wölfe miteinander interagieren ähnelt sehr stark, der des Menschen.

Könnte man sagen: Lektionen in Demut?

Lektionen in Demut ist gut, genau das ist es auch. Demütig sein und einmal nicht in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit zu blicken und nur bei sich selbst, im Hier und im Jetzt zu sein, ist ein wesentlicher Aspekt.

Viele Menschen fragen Sie sicherlich, was wir von den Wölfen lernen können, was antworten sie denen?

Es ist erstens eine Frage der Einstellung und der eigenen Haltung mit der man da hinein geht, ob man was lernen kann oder nicht. Der Punkt ist, dass du von den Wölfen selber nichts lernen kannst. Du kannst nur lernen aus der Interaktionen zwischen den Wölfen und Dir selbst. Es hat mit deinen eigenen Gedanken zu tun, die der Wolf natürlich sehr intensiv spürt. Wie schaffe ich es ein höchst sensibles und scheues Wesen mit mir in Kontakt zu bringen und den Kontakt aufrecht zu erhalten. Minimalste Veränderungen in der Körpersprache können dazu führen, dass der Wolf weggeht beziehungsweise entscheidet er ob der kommt oder bleibt. Die Frage nachdem wie muss ich denken und wie muss ich mich verhalten, damit der Wolf mit sein Vertrauen entgegen bringt. Wenn ich jetzt an die Managementsituation denke. Was sagt der Manager? Der Manager sagt: Du bist der Mitarbeiter, du musst dich verändern, du musst das so ertragen oder machen wie ich es dir sage. Im Manager oder Mitarbeiter Kontext ist es oft „scheißegal“ was der Mitarbeiter empfindet. Der Manager sagt: Du wirst bezahlt und du musst dich ändern. Wem Wolf ist das vollkommen egal, der muss sich nicht verändern, sondern du als Mensch musst dich verändern, um das Vertrauen zu gewinnen.

Welche Auswirkungen und Effekte lassen sich bei den Seminaren mit den Wölfen bei den Teilnehmern feststellen?

Das Thema Demut kommt sehr stark. Ich habe mich wiedermal in Demut geübt und es war sehr gut für mich. Das Thema Respekt und vor allem den Unterschied zwischen Respekt und Angst zu erkennen und zu bergreifen wie notwendig dieser ist. Eine ganz große Emotionalisierung fällt mich auch immer wieder auf. Aus der Historie heraus, gibt es natürlich unzählige Geschichten über Wölfe.

Visionen

Die Forschung am Wolf Science Center in Ernstbrunn dient zur Vermehrung gesicherten Wissens über Wölfe, Hunde und deren Beziehungen zum Menschen. Die Workshops vermitteln ein gegenseitiges Verständnis, um ein möglichst konfliktarmes und empathisches Leben führen zu können. Wir waren dazu im Gespräch mit Patricia Staniek.

Wie ist die Idee mit den Wolfseminaren entstanden?

Es hat mir schon sehr zeitig begonnen. Als ich drei Jahre war, habe ich von meinem Vater einen Halbwolf geschenkt bekommen, der dann als ich neun war von einem Jäger erschossen wurde, aber daher stammt eigentlich meine Liebe zu den Wölfen. Es gibt zwei Dinge mit denen ich mich Zeit meines Lebens beschäftigt habe. Das eine waren die Wölfe und das andere was das Verhalten beziehungsweise die Körpersprache. Ende 2009 hat mir mein Mann erzählt, dass in Ernstbrunn ein Wolf Science Center aufgemacht hat und wir sind ganz einfach hingefahren und haben uns die Sache mal angesehen.
Die Wölfe waren faszinierend und haben sofort bei der ersten Begegnung Augenkontakt mit uns aufgenommen und ich wusste ich will in dieses Gehege reingehen. Am nächsten Tag hatte ich das Wolf Science Center kontaktiert und meine Pläne präsentiert. Speziell Prof. Kotrschal hat gemeint, dass es zwischen Menschen und Wölfen keine Verbindung gibt, da wir zu über 95 Prozent genetisch vom Schimpansen abstammen. Er hat natürlich recht damit, mir ging es allerdings vielmehr um das Verhalten des Leitwolfes und des Rudels im Gehege. Dies ähnelt nämlich sehr stark den Strukturen und dem Verhalten von Führungskräften in Unternehmen. Sie mobben genauso, die Rangdynamik und die Gruppendynamik laufen sehr ähnlich, wie bei uns. Die Art und Weise wie die Wölfe miteinander interagieren ähnelt sehr stark, der des Menschen.

Welche Verbindung gibt es zwischen Wölfen und Menschen?

Mein Verhalten hat damit zu tun, wie die Wölfe agieren. Ich bin doch ein Mensch der selbstbewusst ist und vielleicht manchmal zu forsch und diese Dinge bemerkt man sofort, wenn man innerhalb eines Rudels steht, sodass die Wölfe letztendlich vor mir geflüchtet sind. Ich habe dann gelernt mein Verhalten zu kontrollieren und mich vollkommen zurück zu nehmen und zu versuchen einfach nur zu spüren, wie sich die Gegenwart eigentlich anfühlt. Menschen wie ich, die in der Arbeit exponiert sind, machen dann auch oft innerlich zu. Ich habe gelernt das Fordern zu lassen und mich nur auf den Moment zu konzentrieren. Die Wölfe geben ein unmittelbares Feedback über unsere Gedanken, die natürlich über unsere Körperhaltung ausgedrückt werden.

Mit welchem Hintergrund kommen die Teilnehmer und welche Erwartungen setzen Sie an ihre Seminare?

Ich frage auch immer die Erwartungen ab, weil es im Seminarbereich sehr wichtig ist zu wissen, warum die Menschen eigentlich da sind. Es ist natürlich ein klassisches Seminar, das den Hintergrund bildet, wo man über Gruppendynamik oder ähnlichen Dingen erfährt. Ja, teilweise sind die Menschen überheblich im Sinne – bei mir im Unternehmen spuren ja auch alle, da werde ich doch so Tiere im Griff haben. Es gibt die Spirituellen, die den Wolf als ihr Krafttier sehen. Es sind durchaus auch Leute, die schon in Demut hingehen und das sind durchaus auch die, die am meisten von dem Seminar mitnehmen.

Wie lange dauert so ein durchschnittliches Seminar?

Wir machen maximal zwölf Tage im Jahr und haben bisher immer offene Seminare gemacht, wo sich Einzelpersonen anmelden können, das machen wir jetzt aber nicht mehr, sondern nehmen nur mehr Gruppenanmeldungen an.

Welche Inhalte werden vermittelt und wer sind die Teilnehmer?

Je nachdem ob die Gruppe einen Tag oder zwei Tage bucht. Wir haben immer auch Outdoorübungen dabei und da gibt’s wieder Feedback und Reflexion von mir. Welche Dynamiken laufen ab, wie kann man Konflikte über die Körpersprache vermeiden usw.

Ich könnte mir vorstellen, dass ganz archaische Ebenen und Zustände beim Menschen angesprochen werden?

Archaisch trifft es ganz gut. Ich habe mich wiedermal gespürt und wiedermal eine andere Perspektive eingenommen – kommt ganz oft von den Teilnehmern.