Irgendwo hier am geografischen Mittelpunkt Österreichs liegt sie verborgen: die Essenz aus Loser und Lederhosen, Seesaibling und Sommerfrische. Auf Spurensuche nach der Seele eines Ortes.
Es ist Mitte Mai, ein paar Tage nach Pfingsten – und es ist kalt im steirischen Salzkammergut. Im Ort hat sich jetzt dauerhaft der Schnürlregen eingestellt, die Bergketten rund um den Altausseer See sind in dicke Wolken gepackt, der Loser angezuckert mit frischem Neuschnee. Die Warnungen der Redaktionskollegen vor dem berüchtigten Salzkammergutwetter habe ich in den Wind geschlagen, entsprechend mangelhaft ist meine Ausrüstung. Lederjacke und Sneaker entlarven mich rasch als „Zuagraste“ – kurz erwäge ich den Ankauf eines Wetterflecks. „Du liebst es oder du hasst es“, hat man mir gesagt – und Altaussee
stellt mich hart auf die Probe. Die entspannte Trägheit der Vorsaison gibt sichtbar noch den Takt an – nur langsam
erwacht der Ort aus seinem Winterschlaf. Ungerührt vom Wetter gehen die Ausseer ihren Geschäften nach, in der Bäckerei Maislinger stehen die Leute Schlange. Es duftet verführerisch nach frischen Semmeln.
Von Touristen noch keine Spur, die schnatternde chinesische Reisegruppe hat der Regionalzug aus Attnang-Puchheim bereits in Hallstatt ausgespuckt. Am Kurhaus kündigt ein Aushang den ersten Höhepunkt der Saison an – das Narzissenfest. Millionen weißer Sterne, die jetzt auf den Wiesen am Fuße des Sandling wachsen, werden demnächst von vielen fleißigen Händen gepflückt. Und wie jedes Jahr um diese Zeit werden Dutzende freiwillige Helfer den weißen Blütenteppich aus Narcissi radiiflori zu kunstvollen, intensiv duftenden Gestecken verarbeiten. Beim abschließenden Bootskorso wird der See dann zur Bühne und vor den Augen Tausender Besucher, die das Seeufer säumen, wird Altaussee einmal mehr im kollektiven Blütenrausch schwelgen.
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