Die Frau im Wein
Auf diesen Seiten lassen wir Frauen mit ihren Geschichten zu Wort kommen. Winzerinnen. „Die Frau im Weinberg ist nichts Besonderes“, stellt Birgit Braunstein fest, die sich „wegen der vielen Arbeit“ zunächst gegen den Wein entschieden hatte. Und dann doch über die Begegnung mit Biodynamischem in Bordeaux auf das elterliche Weingut in Purbach am Leithaberg zurückkehrte. 400 Jahre waren hier schon Weinwissen und -können weitergegeben worden, in mütterlicher Linie. „Und erinnern wir uns“, so Braunstein: „Im Ersten Weltkrieg und im Zweiten – wenn da nicht die Frauen den Wein weitergebracht hätten, wären Jahrzehnte an Weinkulturen verloren gewesen.“ Dorli Muhr ergänzt und verweist auf die traditionellen Frauenweingärten in der Wachau, in der Nähe der Dörfer.
„Leicht haben wir es nicht als Winzerinnen“, stellt Ingrid Groiss fest, auch sie auf Umwegen ins elterliche Weingut in Breitenwaida im Weinviertel heimgekehrt. „Männer haben einfach mehr körperliche Kraft, das spüren wir öfter, als uns lieb ist.“ Birgit Braunstein löst das pragmatisch: „Ich beschäftige die Männer, deren Zupacken ich brauche.“ Und Andrea Schenter, Jungwinzerin aus Krems, nimmt gern die Unterstützung der Familie an: „Mein Schwiegervater in spe sitzt am Traktor, und im Keller greift mein Vater zu.“ Andrea Schenter landete „im Wein“, als ihr der Zufall einen Weingarten zuspielte, der als Scheidungswaise übergeblieben war. Schöne Terrassenlagen, die Familie und ihr Freund halfen mit, und inzwischen wird „Wein S“ auf zwei Hektar kultiviert. Noch arbeitet die junge Frau, die ihren Master in Exportwirtschaft gemacht hat, hauptberuflich bei Winzer Krems, aber die eigenen Kreszenzen gedeihen, wie sie sollen. Darunter ein schwierig zu handhabender Neuburger, ein Zweigelt Brut und ein weißer Wermut. „Das Wermutkraut wuchert geradezu in unseren Lagen, also haben wir das Beste daraus gemacht.“ Die Kellerarbeit erfolgt derzeit noch im 25 Kilometer entfernten elterlichen Keller. „Ziel ist es freilich, mein eigenes Weingut aufzubauen.“
Einen noch weiteren Weg zum Wein hat Anni Kroll hinter sich, eine Lehrerin aus Eckernförde an der Ostsee. „Weiter entfernt vom Wein kann man in Deutschland nicht aufwachsen“, lacht die junge Frau, die seit vier Jahren als rechte Hand von Ingrid Groiss arbeitet und inzwischen auch ihren eigenen Wein, einen Grünen Veltliner, vinifiziert: „Direkt und unverstellt“, in nordischer Klarheit sozusagen. nen Käfig, als Lehrerin ins Berufsleben einzusteigen. Als ich in Berlin einen Wein von Ingrid kennenlernte, war meine Zukunft klar. So etwas Schönes wollte ich auch machen. Also schrieb ich kurzerhand ans Weingut Groiss – und wurde akzeptiert. Jetzt arbeite ich hier seit vier Jahren in dieser großartigen Familie mit …“
„Ich bin sehr froh mit der Anni als rechte Hand!“, ergänzt Ingrid Groiss. Stichwort Familie: Vater Groiss trägt mit seinem tiefen Naturverständnis zum Wachsen und Werden der Weine bei, die Mutter bereichert den Heurigen mit ihrer vielgerühmten Kochkunst.
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