Leben Reisen

Die fabelhafte Welt der TiMiMoo

Im pulsierenden Weinstädtchen Rust am Neusiedlersee zettelt Tina Mooslechner gerade eine kreative Revolution an.
Claudia Piller-Kornherr

“Mit fünfzehn Jahren hab´ ich gewusst: Ich werde einmal ein Schloss haben. Oder ein Herrenhaus. Das war immer schon mein Traum.“ Mit Träumen allein hält sich Tina Mooslechner aber nicht auf. Wir sitzen mit der gebürtigen Salzburgerin in der gemütlichen Gaststube von Mooslechners Bürgerhaus in der burgenländischen Winzergemeinde Rust. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Haubenkoch Michael Mooslechner, hat sie den denkmalgeschützten Streckhof aus dem Jahr 1540, direkt am Hauptplatz, in ein zauberhaftes kleines Boutique-Hotel verwandelt. 2004 wurde eröffnet. An den Moment, als sie zum ersten Mal über die Schwelle des Bürgerhauses trat, erinnert sie sich genau. „Ich bin da reingegangen und es lief ein Film vor mir ab. Das Ganze hier sah damals aus wie eine Ruine – windschief, nichts war im Winkel. Trotzdem, im Geiste hatte ich mein Hotel schon durchgeplant.“

„Wenn sich dir eine Tür öffnet, dann musst du hineingehen. Wenn du die Türe immer nur anschaust und sagst: Schön ist sie schon, aber du machst sie nicht auf, passiert nie etwas.“

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!

Eduard Mörike

Zunächst musste das verfallene Anwesen vom Keller bis zum Dach saniert werden. Unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes – ist doch der Bürgerhof wie der gesamte Altstadtkern von Rust Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. „Es gab nicht einmal einen Kanal. Michael und ich haben die 1600 m2 in Eigenregie umgegraben.“ Ärmel hochkrempeln und anpacken. Damit hatte Tina Mooslechner noch nie ein Problem. Schon gar nicht, wenn sie ein Ziel vor Augen hat: „Wenn sich dir eine Tür öffnet, dann musst du hineingehen. Wenn du die Tür immer nur anschaust und sagst, schön ist sie schon, aber du machst sie nicht auf, passiert nie etwas.“

Bunte Biografie

Dabei schien das Leben zunächst etwas anderes für sie geplant zu haben: Mit 19 haut sie ab vom elterlichen Bergbauernhof in Eben im Pongau, macht eine Ausbildung zur Visagistin. „Meine Oma hat mir damals die 10.000 Schilling für den Kurs bezahlt. Sie hat zwei Weltkriege erlebt und ist nie aus Salzburg rausgekommen. Was ein Visagist ist, wusste sie gar nicht. Aber sie hat immer an mich geglaubt.“ Mit ihrem Kurszertifikat in der Tasche und viel Gottvertrauen fährt sie mit dem Zug nach Wien, zieht mit ihrem späteren Mann in eine WG. Und träumt von der großen Karriere im Beautybusiness. „Ich dachte damals: Mir gehört die Welt. Dabei hab´ ich Bergbauernkind mich nicht einmal getraut, zu Fuß den Gürtel (eine der meistbefahrenen Straßen Wiens) zu überqueren.“ Mit Pokerface und charmanter Chuzpe schafft sie es in die Top-Liga, wird Chefvisagistin in einem großen internationalen Kosmetikkonzern. Später jettet sie als selbstständige Make-up-Artistin, Stylistin und Bodypainterin rund um den Globus, arbeitet mit den ganz Großen der Branche. „Ich hab´ so unglaubliches Glück gehabt, so tolle Menschen kennengelernt. Mein erster Auftrag als Selbstständige war ein Shooting für den Pirelli-Kalender. Ich hab´ Topmodels mit Babypuder bepinselt, damit sie in die hautenge Lackwäsche von Lacroix hineinkommen. Das war für mich als junge Kreative der Wahnsinn. Doch irgendwann war der Zenit erreicht.“ Und Tina Mooslechner wusste, es ist Zeit, etwas Neues anzufangen. „Zehn Jahre Jetset waren genug.“ Dann kamen Rust und bald der Bürgerhof. Tina Mooslechner macht die Weinakademie, lässt sich von ihrem Mann gastronomisch ausbilden – „das ist heftig, wenn zwei Alphatiere zusammen in der Küche stehen“-, lernt alles über Hotellerie.

 

Aufgemöbelt

Den Gesprächsbogen von New York zum Neusiedlersee spannt sie mit einer Nonchalance, dass einem die Spucke wegbleibt. Während unseres Gesprächs posiert sie über ihre Espressotasse hinweg für unseren Fotografen. Vollprofi eben. „Ich bin ein Mensch, der ständig in der Veränderung ist. Ich will mich immer wieder neu inszenieren – und das kann sie hier. Der Bürgerhof entwickelt sich zur persönlichen Bühne der Tina Mooslechner. Unter dem Label TiMiMoo, der mittlerweile zu ihrem Spitznamen wurde, zelebriert die Hausherrin ihre Kreativität, lässt ihrem Schaffensdrang freien Lauf. Experimentiert mit verschiedenen Werkstoffen und Techniken. Ihr Stil: Immer opulent, immer prächtig und voll praller Lebenslust. Gerade hat sie Chalk Paint, eine Kalkfarbe mit echten Farbpigmenten für sich entdeckt, erfunden von der britischen Künstlerin Annie Sloan. Ohne abschleifen, ohne beizen lässt sich damit in kürzester Zeit aus einem uralten Kästchen ein Lieblingsstück zaubern. Und wenn ihr gerade danach ist, verpasst Tina Mooslechner in ihrem Atelier auch Stoffen, Lüstern und Stühlen mit Chalk Paint einen neuen Look. „Ich mag Dinge mit Patina, die eine Geschichte erzählen. Alte Möbel haben für mich eine unglaubliche Zärtlichkeit.“ Gedankenverloren streicht sie mit der Hand über den großen alten Holztisch, an dem wir sitzen. „Na und, sieht man halt die Ränder von den Gläsern. An diesem Tisch wurde gelebt. Und das ist gut so.“

Als Besucher von TiMiMoos Hotel taucht man ein in eine Welt voll Zauber, Anmut und Leichtigkeit. In den elf prachtvollen Suiten – alle benannt nach Rieden des Weinbaugebietes Rust – trägt jeder Winkel die unverkennbare Handschrift der Hausherrin. „Jede Wandmalerei, jeder Fliesenspiegel, jede Gipsarbeit wurde nach meinen Ideen gestaltet.“ Vieles davon bearbeitet sie selbst in ihrem Atelier im Obergeschoß. Und die Ideen scheinen Tina Mooslechner nie auszugehen: Aus französischen Toiles-de-Jouy Stoffen mit original historischen Mustern lässt sie Tagesdecken für die gemütlichen Boxspring-Betten nähen. Die bezaubernden Stuhlauflagen entstanden aus alten Leinenblusen. In einer Galerie unterm Dach relaxen die Gäste auf riesigen Pölstern, die sie mit Schaffellen aus der Schafszucht ihres Bruders im Salzburgerischen bezogen hat und genießen dabei den freien Blick auf die Dächer und Schornsteine von Rust.

 

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Kontakt:

TiMiMoo Boutique-Hotel MOOSLECHNERS BÜRGERHAUS
Hauptstrasse 1, 7071  Rust

Tel:  0043 2685/6162
Mail: office@hotelbuergerhaus-rust.at
Termine für die nächsten Workshops und Kurse auf Anfrage

 

 

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