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Der unsichtbare Mann

In seinen Werken wird der chinesische Künstler Liu Bolin zur menschlichen Leinwand und verschmilzt auf beinahe magische Weise mit dem Hintergrund.
Claudia Piller-Kornherr

Verstecken spielen alle Kinder gerne – manche auch noch im Erwachsenenalter! Der chinesische Performancekünstler Liu Bolin hat das Verschwinden, Tarnen und Verbergen sogar zu seinem Markenzeichen gemacht und entflammt mit seinen Illusionen aus Pinsel und Farbe die internationale Kunstszene. Der kreative Prozess seiner Werke ist aufwendig: Bolin postiert sich in einem von ihm gewählten Setting und wird von seinen Assistenten mittels Bodypainting dem Hintergrund angepasst – fünf bis zehn Stunden harrt der Künstler regungslos aus, während ihn seine Helfer akribisch bemalen. Ob die Illusion gelungen ist, lässt er sich als Foto auf dem Mobiltelefon zeigen. Erst dann entsteht die eigentliche Fotografie der Performance, auf der seine Person und die Hintergrundstruktur nahtlos ineinander übergehen.

 

Etwa mit der Nationalflagge der Volksrepublik China oder dem Bullen in der Wall Street in Manhattan. Im Rahmen seiner jüngsten Ausstellung, die zwischen Mai und September dieses Jahr im Mailänder MUDEC gezeigt wurde, versammelte der 46-Jährige unter dem Titel „Visible Invisible“ rund 50 seiner Arbeiten, darunter zahlreiche Werke aus dem Zyklus „Hiding in Italy“. Die Motive zeigen das menschliche Chamäleon Bolin in den rotsamtenen Sitzen der Mailänder Scala, vor dem Kolosseum in Rom, verschmolzen mit der weltberühmten Pietà Rondanini von Michelangelo im Castello Sforzesco in Mailand oder auf dem Dachfirst des Mailänder Domes.

Mehr über Liu Bolin lesen Sie in der neuen VORFREUDE.