Einst waren es einzig Kaiser, Könige und Edelmänner, denen sie vorbehalten waren: Schuhe mit rotem Absatz, die vor allem im 17. Jahrhundert als Zeichen von Macht und Einfluss galten. In der Regierungszeit von Ludwig XIV. zum Beispiel war es ausschließlich Mitgliedern der Königsfamilie erlaubt, ihre Füße mit den besonderen Schuhmodellen zu kleiden, galt der rote Farbstoff, mühsam aus Läusen gewonnen, doch als eines der exklusivsten Güter seiner Zeit.
Wenngleich Männerschuhe mit roten Absätzen heute wohl kaum noch für Begeisterungsstürme sorgen, sind Schuhe nach wie vor ein bedeutsames Kleidungsstück. Und bei dem steht, so eine Um- frage des Online-Meinungsforschungsinstitutes Marketagent.com, zumindest in Österreich die Bequemlichkeit im Vordergrund. Auch das Vorurteil, dass Frauen Schränke voller Schuhe besitzen, wird durch die Umfrage widerlegt: Lediglich 20 Paar nennt die Durchschnittsösterreicherin ihr Eigen, bei den Männern sind es überhaupt nur acht Paar. Schuh-Fetischisten sind die Österreicher ganz offensichtlich nicht, besitzen doch nur 13 Prozent mehr als 30 Paar. Dabei fällt auf, dass zahlreiche Fehlkäufe darunter sind, denn nur 62 Prozent aller gekauften Schuhe werden auch tatsächlich getragen. Das Lieblingsmodell der Österreicher? Der Sneaker, der von mehr als einem Drittel regelmäßig getragen wird.
„In Businesskreisen gelten hochwertige Männerschuhe als ein Accessoire.“
Gerade in Businesskreisen gelten hochwertige Männerschuhe als Accessoire, mit dem man seine Persönlichkeit ausdrückt – wie mit einer exklusiven Uhr oder einem gut geschnittenen Maßanzug. Sind die Schuhe hingegen ausgetreten und nicht geputzt, hinterlassen sie beim Gegenüber keinen guten Eindruck und können, etwa bei einem Vorstellungsgespräch oder einem Businessmeeting, so zu einem Karriere-Stolperstein werden.
Bereits seit dem Jahr 1885 dreht sich bei dem Wiener Unternehmen Ludwig Reiter alles um das Thema Schuhe. Damals nämlich eröffnete Ludwig Reiter I. mit seiner Frau Anna in Wien „auf der Wieden“ eine Schuhwerkstatt, von der aus er die k. u. k. Armee mit rahmengenähten Reiter geführt: Im Gutshof Schloss Süßenbrunn vor den Toren Wiens werden klassische Wiener Schuhmodelle wie Budapester, Norweger und Derby, aber auch moderne Damenschuhe und Sportschuhe nach alten Methoden hergestellt. Sogar einige Maschinen sind noch aus den Anfängen des Unternehmens erhalten geblieben und nach wie vor im Einsatz. Die 60 Mitarbeiter erzeugen jährlich rund 30.000 Paar Schuhe, die vor allem für eine Spezialität bekannt sind: Bei der „königlichen Machart“ des Rahmennähens entsteht in 200 bis 300 Arbeitsschritten der fertige Schuh. „Unsere Kunden wissen, dass wir qualitativ hochwertige Schuhe machen, und schätzen auch das zeitlose Design“, sagt Till Reiters Tochter Anna Reiter, in der fünften Generation im Unternehmen tätig. „Wir haben Modelle, die es schon seit über 100 Jahren gibt, und wir orientieren uns nicht so sehr an schnelllebigen Trends, sondern setzen darauf, dass unsere Schuhe auch in 20 Jahren noch dem Zeitgeist entsprechen und lange halten.“
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