Das weiße Gold aus Wien
In Jagdgrün gehaltene Heckenrosen, Strohblumen und Veilchen, die von zarten schwarzen Pinselstrichen um-rahmt werden – als jenes Dekor im 18. Jahrhundert kreiert wurde, war es nicht nur aufgrund seiner innovativen Farb- und Formgebung eine Besonderheit, wa-ren die edlen Porzellanteller, -tassen und -schalen, die es zierte, doch für eines der Jagdschlösser der Kaiserin Maria Theresia bestimmt.
Service der japanischen Kaiserin
In unveränderter Weise wird das Dekor „Maria Theresia“ auch heute noch, rund drei Jahrhunderte später, von der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten hergestellt. Das „weiße Gold“ steht für ein besonderes Stück österreichischen Kulturgutes, denn es wird seit über 300 Jahren in reiner Handarbeit gefertigt.
„Das Besondere“, sagt Produktentwicklerin Edwige Grossnigg, „ist nicht nur unsere lange Tradition. Wir legen größten Wert auf Qualität. Jedes einzelne Teil, gleich ob Mokkatasse oder Vase, geht durch unzählige Hände, ehe es verkauft wird. Unsere Qualitätskontrollen sind sehr streng – und Mangelware gelangt bei uns niemals in den Verkauf.“
Dubsky und Alt-Wiener Rose
1718 als „Wiener Porzellan Manufaktur“ in der gleichnamigen Porzellangasse im Alsergrund gegründet, ist der Sitz seit 1923 das heute noch bestehende Saalgebäude des gleichnamigen Schlosses im barocken Augarten im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Seither trägt das Unternehmen, das sich mittlerweile in österreichischem Privatbesitz befindet, den Namen Wiener Porzellanmanufaktur Augarten.
Dabei wurde von Beginn an mit namhaften Künstlern zusammengearbeitet: In der Zeit der Wiener Werkstätte, den 1920er- bis 1930er-Jahren, etwa lieferten Josef Hoffmann, Michael Powolny, Ena Rottenberg, Wally Wieselthier oder Ida Schwetz-Lehmann neue Impulse: Alleine aus dieser Ära stammen mehr als 200 verschiedene Formen und Figuren.
Insgesamt wird nach Hunderten Dekorvorlagen wie Klassizismus, Biedermeier, Jugendstil und Moderne aus mehre- ren Jahrhunderten gearbeitet. Das älteste noch gemalte Dekor „Dubsky“ stammt aus dem Jahr 1720, das beliebteste ist die 1924 kreierte „Wiener Rose“, zarte Rosen, die von einem grünen Rand umrahmt wer-den. Und das mit einem Band in Rot und Goldrand gehaltene „Millenium“, aufgelegt anlässlich der Tausend-Jahre-Feier Österreichs im Jahr 1996, ziert Teile des offiziellen Republik-Services des Bundes-kanzleramtes. Um jüngere Kunden zu er-reichen, gibt es Kooperationen mit zeitgenössischen Designern, die dann Champagnerschalen ohne Stiel oder Melange-Becher entwerfen, die in Kooperation mit der Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr entstehen. Auch reduzierteres Dekor, weiße Kreationen und geschirrspülfestes Sortiment ist für die Kunden von immer stärkerer Relevanz, heißt es seitens des Unternehmens.
Mehr als 35.000 verschiedene Porzellanstücke umfasst die Produktpalette – vom Fingerhut bis zur 80 Zentimeter hohen Bodenvase, von der barocken Mokkatasse bis zum modernen Eierbecher. Die Stammkunden, so Edwige Grossnigg, stammen vor allem aus Österreich: „Es sind meistens betuchte Menschen, die ein Service oft schon von den Vorfahren übernommen haben. Das ergänzen sie dann jedes Jahr um neue Teile oder sammeln ein neues Service für ihre Enkel, bis diese 18 Jahre alt sind.“ Mehr lesen Sie in der neuen VORFREUDE.