Das ist mein Kaffee!
Andere empfehlen, den Rohkaffee auf ein Backblech zu verteilen und ihn bei Umluft im Backrohr in die Regionen zwischen erstem und zweitem Knack zu bringen.
Kürzen wir’s ab: Wenn jemand vermisst, dass bei solchen Rezepten gar nicht erst auf bestimmte Rohkaffeesorten eingegangen wird, dann liegt das daran, dass in der Regel ohnedies kein trinkbares Endprodukt erzielt wird – Ausnahmen mögen die Regel bestätigen. Die Gerüche, die sich dabei entfalten, sind (vorsichtig ausgedrückt) eindrucksvoll. Und die Reinigung des Ambientes nach dem Brennen dauert auch länger, als ein Kaffee ziehen sollte. Trotzdem haben viele so oder ähnlich begonnen. Etwa die Hrovats in Bad Ischl: Dr. Herwig Hrovat hat als Apotheker Erfahrung in der Zubereitung von – äh, mögen die Experten sich streiten, ob sie den Kaffee eher zu den Drogen oder zu den Heilmitteln stellen. Mag. Barbara Hrovat- Forstinger führt „Das Hrovat’s“, einen kleinen Laden mit vielem, was gut riecht, schmeckt oder dem Tastsinn schmeichelt.
Der Besuch der Weltkaffeemesse, die 2012 in Wien gastierte, gab letztlich den Ausschlag: „Das machen wir auch!“ Man hatte einen alten Stadl am Fuße des Pötschenpasses, und es lag irgendwie in der Luft, den Kaffee auf Holzfeuer zu rösten. Weil das sonst keiner machte, gingen die beiden auf Studienreise. Im südlichen Italien gab es Kaffee vom Holzfeuer, aber vor allem der Vordere Orient lieferte die gesuchten Erfahrungen. In Israel fanden die Hrovats schließlich, was sie suchten, passende Gerätschaften inklusive. Und es klappte auch daheim im Salzkammergut. Als jüngst ein arabischer Scheich zu Besuch war und den Eigenbrand lobte, war quasi die höchstamtliche Bestätigung erteilt. Die Hrovats rösten nach österreichischem Gusto – hierzulande hat man gern die dunkleren Röstungen, im Gegensatz zu Deutschland, wo kleine Röstereien wie die Berliner Kaffeepiraten eher die helleren, stärker säurebetonten Varianten bevorzugen.
Wie ja auch das Wort Kaffee hier wie dort unterschiedlich ausgesprochen wird. Mit dem langen E am Ende schmeckt die dunkle Bohne nach Espresse oder Mokka – wie man ihn gern trinkt hierzulande.
Lohnt sich das Rösten im kleinen Rahmen? „Ab fünf bis sieben Tonnen jährlich“, weiß Barbara Hrovat. „Es macht einen Riesenspaß, aber man braucht auch den langen Atem, um sich einen Namen zu machen.“
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