Mit C.P. Kino (Admiral) – Nacht in London. Hübscher amüsanter Film. Westbahn genachtmahlt.“ Jener Tagebucheintrag, der mit dem 2. August des Jahres 1929 datiert ist, wäre wohl kaum erwähnenswert, hätte ihn nicht einer der bedeutendsten österreichischen Dramatiker getätigt. Doch Arthur Schnitzler war nicht nur ein Freund des geschriebenen Wortes, er liebte auch die laufenden Bilder: Hunderte Kinobesuche, viele davon mit seiner Weggefährtin, der Schriftstellerin Clara Pollaczek, hielt der Autor in seinen Tagebüchern fest.
Retro in die Zukunft
Als Schnitzler 1929 sein Stammkino, das Admiralkino im siebenten Wiener Gemeindebezirk, besuchte, war das kleine Kino in der Burggasse bereits 16 Jahre alt. 1913 gegründet, wirkt es auch heute noch mit seiner grünen Neonschrift, den alten Schaukästen an der Fassade, dem Foyer mit der Kaffeehausbestuhlung und dem winzigen Buffet, das zugleich auch Kassa ist, beinahe aus der Zeit gefallen. Vor bald 14 Jahren wurde das Ein-Saal-Kino von Michaela Englert vor der Schließung gerettet: Die Kulturmanagerin wollte verhindern, dass es wie so viele davor zusperren muss. Kurzerhand übernahm sie deshalb das schon leicht in die Jahre gekommene Admiral und erneuerte es in den folgenden Jahren: Neben der Projektionsausstattung inklusive Leinwand und Kinotechnik wurde der einst mit 280 hölzernen Sitzplätzen ausgestattete Saal mit einer neuen, klassischen Bestuhlung ausgestattet.
„Als ich erfahren habe, dass das Kino schließen soll“, erinnert sich Englert, „habe ich nicht lange darüber nachgedacht und mich entschieden, es weiterzuführen. Denn es ist eine wunderbare Kulturinstitution, die es lohnt, dass man sie weiterführt.“
Mittlerweile hat sich das Admiral als urbanes „Nahversorgerkino“ etabliert, das auf europäische Filme in Originalversion mit Untertiteln, Spezialprogramme und Publikumsdiskussionen setzt. „Das Kino ist nach wie vor ein wichtiger Ort der Begegnung, an dem ein kultureller Austausch möglich ist. Das ist der große Unterschied zum Filmschauen zu Hause. Wir haben viele Frauen im Publikum, weil wir viele Filme zeigen, die von Frauen gemacht wurden, wir aber auch frauenspezifische Themen behandeln. Mir ist aber auch wichtig, dass wir Filme für ein junges Publikum zeigen.“ Dabei betont die Cineastin, dass es heutzutage nicht leicht ist, ein junges Publikum, für das es nicht mehr selbstverständlich ist, ins Kino zu gehen, auch dorthin zu bringen. Sie bietet deshalb regelmäßig „Bonusmaterial“ wie Diskussionsveranstaltungen und Schwerpunktfilmreihen an.
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