Schon im Mittelalter gab es Vorläufer unserer heutigen Bälle. Man lud zum „Dantz“, und das war vor allem ein Heiratsmarkt. Die jungen Männer und Frauen im passenden Alter gaben ihr Debüt, und sofern sie überhaupt mitreden konnten, war es eine legitime Gelegenheit, erste zarte Bande zu knüpfen. Bälle als gesellschaftliche Höhepunkte werden seit dem 18. Jahrhundert veranstaltet, das höfische Frankreich ging voran. Und die Sprachforscher sind sich mehrheitlich einig, dass vom französischen baller (tanzen) – lateinisch und italienisch ballare – unser Ausdruck Ball kommt. In Österreich gilt der TU-Ball von 1815 in Wien als Ahnherr der großen Bälle, und die Rolle des Tanzens als bewegendes Moment europäischer Politik ist zur urban legend geworden – der Kongress tanzt. Wie Fürst Metternich persönlich zum Tanz stand, ist nicht überliefert. Begeisterte Ballbesucherinnen und Ballbesucher lassen sich’s nicht verdrießen und strömen alljährlich zu Hunderttausenden in die Ballsäle Österreichs. Allein in der Ballhauptstadt Wien werden jährlich über 400 Bälle mit mehr als jeweils 200 Besuchern veranstaltet. Man schätzt, dass deutlich über 300.000 Wiener Walzer tanzen, auf den legendären Großbällen und bei ungezählten kleineren Ballereignissen.
Man findet im offiziellen Ballkalender den Ball der Religionslehrer oder einen Ball der Floridsdorfer Wasserrettung, den Obdachlosenball und den Asylantenball und auch einen Ball der roten Nelken. Ob der Life Ball Gery Keszlers heuer wirklich zum letzten Mal stattgefunden hat, steht in den Sternen. Er mag jedenfalls auch als Hinweis auf eine Nebensaison für Ballbegeisterte gelten: Sommernachtsbälle erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der Opernball – Jahr um Jahr auch von der Frage begleitet: Gibt es eine Demo oder nicht? – fand zum ersten Mal schon 1877 mit der Opernsoirée statt, auch der Hofball hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert. Um die Jahrhundertwende öffneten sich die großen Bälle dem „kleinen Volk“ – mit dem Ball der Stadt Wien, der Rudolfina-Redoute, dem Zuckerbäckerball und ähnlichen Veranstaltungen überall in Österreich.
Auch die Nachkriegszeit war fruchtbar im Kreieren neuer Bälle. Der Wiener Ärzteball, der Wiener Akademikerball und der Kaffeesiederball sind jüngeren Datums.
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