Die Kufen, die die Welt bedeuten
Es ist früher Morgen an einem klirrend kalten Tag Ende Jänner. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, doch am Südufer des Kärntner Weißensees herrscht schon buntes Treiben: Hunderte Eisläufer, Amateure und Profis, Männer und Frauen jeden Alters, viele mit Stirnlampen ausgerüstet, drängen sich im Startbereich auf dem Eis. Ihr Atem dampft beim Sprechen in der nächtlichen Winterluft. Adrenalin liegt über dem Starterfeld. Um punkt sieben Uhr wird hier der Startschuss fallen für die „Alternative Elf-Städte-Tour“ – ein Eissportspektakel der Superlative. Eine Besonderheit der Veranstaltung bildet die Nationalität ihrer Teilnehmer: 95 Prozent der Sportler kommen aus den Niederlanden, denn die „alternative Elfstedentocht“ – so die Bezeichnung des Events in deren Muttersprache – ist das wichtigste nationale Sportereignis der Holländer. Und Jahr für Jahr sind auch immer mehr Österreicher sowie Teilnehmer aus ganz Europa mit am Start.
Seit 1989 wird die gigantische Sportveranstaltung bereits am 930 Meter hoch gelegenen Weißensee am Fuße der Gailtaler Alpen ausgetragen. Der See beeindruckt Jahr um Jahr mit einer durchschnittlichen Eisstärke von bis zu 50 Zentimetern, an rund 80 Tagen freuen sich Freizeit-Eisläufer und Profisportler gleichermaßen über bestens präparierte Bahnen. Diese imposante Statistik verdankt der Weißensee einerseits seiner geografisch günstigen Lage, andererseits „Eismeister“ Norbert Jank und seinem Team, die mit vollem Einsatz dafür sorgen, dass sich der See größte präparierte Natureisfläche Europas nennen darf. Der gebürtige Weißenseer ist seit 43 Jahren das Mastermind hinter dem Eistraum am Weißensee und in der gesamten Region so bekannt „wie ein bunter Hund“. Den ganzen Winter über haben der 72-Jährige und sein Team alle Hände voll zu tun, um für den reibungslosen Ablauf und ein sicheres Eislaufvergnügen zu sorgen. Bevor der Eismeister den See nicht freigegeben hat, ist das Betreten der Eisfläche nicht gestattet. Vor und während der Rennen kontrolliert Jank laufend die Dicke des Eises, spurt die Bahnen, bohrt im Falle von Regen Löcher in die Eisfläche, damit das Wasser abfließen kann, oder befreit die Strecke von Schnee, damit verdeckte Risse nicht zu Stolperfallen für die Läufer werden.
Die Geräte zur Eispräparierung – überbreite Schneepflüge, motorisierte Kehrbesen und -hobel – konstruiert und baut Jank selbst gemeinsam mit seinen Söhnen in der familieneigenen Schlosserei. „Die Fahrzeuge müssen gleichzeitig leistungsfähig und leicht sein, um am Eis nicht einzubrechen. So etwas gibt es nicht zu kaufen“, so der Eismeister nicht ohne berechtigten Stolz. Bis zu 25 Kilometer lange Eislaufrundbahnen präpariert er mit seinen Gerätschaften, ebenso wie eine makellose 400-Meter-Bahn für Eisschnellläufer. Mehr dazu gibt es in der aktuellen VORFREUDE.